Das Klima verändert sich und mit ihm auch die Lebensbedingungen der Menschen. Vor allem das Thema Wasser und Wasserversorgung beschäftigt Städte und Gemeinden. In den vergangenen Jahren haben wir alle Erfahrungen gemacht: mit Hitze und Trockenheit auf der einen und Starkregen auf der anderen Seite. Erinnert sei hier beispielsweise an die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal, die im vergangenen Jahr Menschenleben gekostet hat. „Das Thema ist ein ernstes“, leitete Moderatorin Angela Elis den Kongresstag ein. „So selbstverständlich, wie das Wasser heute aus der Leitung kommt, wird es in Zukunft vermutlich nicht sein.“
Wasserversorgung: Alle Kräfte mobilisieren
Beim 6. WasserDialog, der in diesem Jahr in Leipzig stattfand, ging es um die Fragen: Wie können wir mit diesem ernsten Thema umgehen? Was sind Lösungen, um die Wasserversorgung auch in Zukunft sicherzustellen? Das Forum bot viel Raum für den Austausch von Ideen und Expertise zwischen Akteurinnen und Akteuren aus Kommunen, Verbänden, kommunalen Unternehmen und Fachexpertinnen und -experten der Wasserwirtschaft. Dass das Thema in dieser Breite diskutiert werden muss, machte Wolfram Günther, sächsischer Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft in der ersten Keynote klar: „Es ist keine rein wasserwirtschaftliche Aufgabe mehr.“ Alle Kräfte müssten mobilisiert werden.
Die Herausforderungen seien vielfältig, betonte Wolfram Günther. Zum einen verändere sich das Dargebot von Wasser durch den Klimawandel. Zum anderen gäbe es auch eine Veränderung der Bevölkerungszahl in unterschiedlichen Regionen. Hier müssten etablierte Strukturen neu gedacht und angepasst werden. Im Rahmen der europäischen Wasserrahmenrichtlinie hat sich der Freistaat Sachsen einige Ziele gesteckt. Eines der wichtigsten: die Renaturierung von Gewässern. Denn ein guter ökologischer Zustand von Flüssen und Seen sei die Antwort auf viele Fragen unserer Zeit, so der Staatsminister mit Blick auf Themen wie Schwammstadt, Schaffung von CO2-Senken und Sicherung der Wasserversorgung. Aktuell seien aber nur 6 bis 7 % der Oberflächengewässer in Sachsen in einem guten Zustand. Es gibt also einiges zu tun.
Starkregen begegnen mit Gefahrenkarte
Bei der Frage, wo wir bei der Bewältigung der großen Zukunftsaufgaben aktuell stehen, bekannte Günther: „Wir sind noch in der strategischen Diskussion.“ Dies kam einigen Teilnehmenden der Veranstaltung zu langsam vor. Vor allem angesichts der Tatsache, dass wir uns derzeit im sechsten Massensterben innerhalb der Erdentwicklung befinden, wie Wissenschaftsjournalist Thomas Ranft in der nächsten Keynote eindrücklich verdeutlichte. Doch: „Große Veränderungen brauchen Zeit“, betonte Ranft, Experte für Klimawandel, Wetter und Nachhaltigkeit. Und ergänzte noch: „Alles, was wir tun, macht es besser.“
In der anschließenden Podiumsdiskussion ging es um den Erfahrungsaustausch und Möglichkeiten für Kommunen, sich beim Thema Wasser fit zu machen und Wasserversorgung zu sichern. Vor allem Überschwemmungen und starke Regenfälle beschäftigten die Diskutanten. Hubertus Milke, Bauingenieur, Professor und Rektor der HTWK Leipzig und Experte für Wasserwirtschaft, wies hier darauf hin, dass jedes neue Bauvorhaben vor dem Hintergrund von Starkregen gedacht werden müsse. Um das Risiko für einzelne Gebiete besser abzuschätzen, könnten Kommunen auf Starkregen- und Hochwassergefahrenkarten zurückgreifen.
Vielfältige Impulse für Kommunen
Nach der Mittagspause konnten die Teilnehmenden tiefer in eines von drei Themen eintauchen: „Klimawandel, Energiekrise, Investitionsstau – wie lässt sich kommunale Handlungsfähigkeit sichern?“, „Ökologische Herausforderungen – ist unsere Wasser-Infrastruktur noch zeitgemäß?“ und „Klima-Positivität in der Wasserwirtschaft – eine Utopie?“ Mit Impulsvorträgen und Diskussionsrunden wurden wichtige Fragen angesprochen und Lösungen entwickelt. Getragen wurden die Dialogforen von spannenden Speakerinnen und Speakern, u. a. vom Deutschen Städte- und Gemeindebund, dem Netzwerk Junge Bürgermeister*innen und vom Potsdam Institute for Climate Impact Research.
Zum Abschluss der Veranstaltung gab es noch einen Impuls der besonderen Art. Micha Fritz, Mitbegründer von Viva con Agua, Social Entrepreneur und kreativer Aktivist, verdeutlichte den Teilnehmenden, wie man die Welt positiv beeinflussen kann: mit Wasser, Kunst und Klopapier.