3. Zukunftskongress Digitalisierung und Automatisierung der Kreislaufwirtschaft 3. Zukunftskongress Digitalisierung und Automatisierung der Kreislaufwirtschaft
Verkehr Digitalisierung 20. November 2023

Vollelektrische Abfallsammelfahrzeuge und autonome Kompaktkehrmaschinen

Der 3. Zukunftskongress Digitalisierung und Automatisierung der Kreislaufwirtschaft beleuchtete aktuelle Entwicklungen und Möglichkeiten für kommunale nachhaltige Mobilität.

Die Umsetzung der zur Beschaffung neuer kommunaler Fahrzeuge setzte 2021 den Startpunkt für ein Umdenken hinsichtlich alternativer Antriebe auch für deutsche Kommunen. Beim 3. Zukunftskongress und Automatisierung der fand die Nutzfahrzeugbranche am 9. und 10. November in Leipzig zusammen, um sich über technologische Neuerungen, politische Rahmenbedingungen und Lösungen für kommunale Mobilität auszutauschen. Der Einladung zum hybriden Kongress unter Leitung von Dr. Hans-Peter Obladen folgten rund 50 Interessierte und Referenten aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz, unter ihnen Vertreter und Vertreterinnen aus Wirtschaft, Forschung, Kommunal- und Verbandspolitik. 

Leichte und schwere Nutzfahrzeuge mit alternativen Antrieben

Derzeit verursachen Nutzfahrzeuge noch etwa ein Drittel der Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor, insbesondere der mit Dieselkraftstoff betriebene schwere Straßengüterfernverkehr. Große Hersteller und Zulieferbetriebe bringen aber immer verstärkter Lösungen mit alternativen Antrieben auf den Markt, wie batterieelektrische Antriebe, -Brennstoffzellenantriebe und hybride (Oberleitungs-)antriebe. Bei den leichten Nutzfahrzeugen (LNF, bis 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht) sind schon größere Stückzahlen im Einsatz, während sich bei schweren Nutzfahrzeugen (SNF, ab 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht) alternative Antriebe momentan überwiegend noch in einem Entwicklungs- beziehungsweise Vorserien-Stadium befinden. Zudem ist die erforderliche Tank-, Lade- und Oberleitungsinfrastruktur derzeit vielfach nicht oder nicht ausreichend vorhanden. 

Das Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung formuliert für den schweren Straßengüterverkehr das Ziel, dass bis 2030 etwa ein Drittel der Fahrleistung elektrisch oder auf Basis strombasierter Kraftstoffe erbracht werden soll. Einigkeit herrschte unter den Teilnehmenden vor allem in der Finanzierungsfrage, denn ohne Förderungen seitens EU, Bund und der Länder wird die schnelle nicht möglich sein. „Neben Batterie- und Wasserstoff-Fahrzeugen können auch konventionelle Lkw mit Verbrennungsmotor einen großen Beitrag leisten, sofern sie mit erneuerbaren Kraftstoffen betrieben werden“, so schreibt die Bundesvereinigung Logistik (BVL) Ende September in einem offenen Brief der Verkehrs- und Energiebranche. Bei den weiteren Verhandlungen über zukünftige CO2-Emissionsstandards für schwere Nutzfahrzeuge müsse sich, so der BVL, Deutschland auf EU-Ebene deshalb für die Einführung eines Carbon Correction Factor, eines technologieneutralen Kraftstofffaktors, einsetzen. 

Die Forderung nach Technologieoffenheit gehörte zum Leitgedanken des Kongresses. Man hätte in den letzten Jahren in der öffentlichen Wahrnehmung zu stark auf Elektromobilität gesetzt und sich damit viele Forschungsfelder verbaut. Auch Dr.-Ing. Daniel Böhmer, Vizepräsident beim Verband der Automobilindustrie e. V. (VDA) plädierte für Vielfalt auf der Straße, denn „Nutzfahrzeuge sind für das Funktionieren der Städte zuständig, sie sind das Lebenselixier der Kommunen. Sie werden 20 Jahre alt, deshalb sind das Entscheidungen mit Tragweite, die wir beim Kauf von Kommunalfahrzeugen treffen“.

Autonomes Fahren und KI bei Sammelfahrzeugen

„Die Digitalisierung hält Einzug in alle Branchen – auch in der Kreislaufwirtschaft und der Stadtsauberkeit sind die Veränderungen deutlich spürbar und Künstliche Intelligenzen sind längst nicht mehr nur abstrakte und für die Wissenschaft interessante Algorithmen, sondern halten Einzug in unsere kommunalen Straßennetze“, so Dr. Hans-Peter Obladen, Leiter des Zukunftskongresses. Nicht nur die Forderungen nach umweltfreundlichen Mobilitätslösungen in deutschen Städten und Kommunen nimmt stetig zu, sondern auch der Einsatz digitaler Lösungen und KI-basierter Systeme. Elektrifizierung, Autonomisierung, Digitalisierung mithilfe von Sensorik und Datensammlung bieten nicht nur Chancen für eine saubere Umwelt, sondern auch für Fahrzeugsicherheit und den Einsatz von Ressourcen in einer Kommune. 

Dr. Klaus-Heiner Röhl, Senior Economist für Mittelstandspolitik und Regionalpolitik am Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V. ermutigt zur Zusammenarbeit mit Start-ups, die sich in vielen Bereichen der bereits mit Soft- und Hardware-Lösungen am Markt positionieren. Fahrzeughersteller könnten mit Start-ups kooperieren, um Produkt- und Prozessinnovationen im eigenen Haus voranzutreiben. Bereits 60 % der etablierten Unternehmen arbeiten wohl mit Start-ups zusammen – häufig eine Win-Win-Situation, denn durch die Zusammenarbeit erschließen Unternehmen besser neue Märkte, hingegen kann das Start-up auf bestehende Netzwerke des Branchenkenners zugreifen und Tests sofort unter Realbedingungen durchführen. 

Ob KI-basierte Abfallerkennung mit Kehrmaschinen, sensorisches Abtasten von Straßenschäden, autonomes Fahren in der Landtechnik oder neue Technologien für das Rückwärtsfahren bei Nutzfahrzeugen – enkeltaugliche Zukunftslösungen sind gefragt. Die Vision einer „Smart City“ sollte zur gemeinsamen Mission von Forschung, Wirtschaft und Kommunalpolitik werden – durch mehr Aufklärung, Bildung, Förderung, Neugier und Technologieoffenheit.

Partnerschaftliche Infrastrukturentwicklung und Smart City

Neben notwendigen Fördermitteln seitens EU, Bund oder Ländern können auch private Partnerschaften (ÖPP) helfen, Digitalisierung, Verkehrswende und ganzheitliche Konzepte für eine funktionierende Daseinsvorsorge und Kreislaufwirtschaft zügiger und vor allem ökonomischer umzusetzen. Einige Kommunen wie Freiburg, Potsdam, Frankfurt oder Oberhausen setzen hier bereits auf ÖPPs. Das Kompetenzzentrum Öffentliche Wirtschaft, und Daseinsvorsorge an der Universität Leipzig sieht in seiner Studie 2022 die Entwicklung zur Smart City als kommunale Infrastrukturaufgabe. Die vornehmlichen Ziele partnerschaftlicher Infrastrukturentwicklung lägen laut Studie in der personellen Entlastung der Verwaltung, in der Innovationsfähigkeit des privaten Partners, in der synergetischen Nutzung anderer Geschäftsfelder des privaten Partners sowie der Kostenersparnis.

Leipzig, Stadt

Zur Kommunenseite
Bundesland Sachsen
Einwohner 587.857 m: 288.553, w: 299.304
Größe 297.80 km²
1974 Einwohner je km²
Merkmale Großstädte und Hochschulstandorte mit heterogener sozioökonomischer Dynamik
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