Kompostierung ist ein Vorgang, der seit vielen Millionen Jahren in der Natur permanent abläuft. Pflanzen vergehen und werden von Kleinstlebewesen wie Bakterien, Pilzen, Würmern und Asseln zu nährstoffreichem Humus abgebaut. Dieser wiederum bildet die Grundlage für neues Leben und Wachstum. Ein perfekter Kreislauf, den wir Menschen uns schon lange für die kontrollierte Rückführung organischer Stoffe zunutze machen. Bereits vor 12.000 Jahren wurde Kompost für die Bodenverbesserung und Ernteertragssteigerung von Farmern auf der ganzen Welt verwendet. Auch heute ist Humus aus organischen Substanzen ein viel genutzter Düngerstoff. Laut Umweltbundesamt wurden 2022 in Deutschland etwa 1,2 Millionen Tonnen Kompost aus Bioabfall, 2,1 Millionen Tonnen aus Grünabfallkompost sowie 4 Millionen Tonnen Gärreste und kompostierte Gärreste erzeugt.
Rund 57 Prozent dieser gütegesicherten Komposte kommen in landwirtschaftlichen Betrieben zum Einsatz, wie eine Grafik der Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK) aus dem Jahr 2023 veranschaulicht. Etwa 24 Prozent werden in Erdenwerken für den Einzelhandel abgepackt, rund 7 Prozent gehen in den Landschaftsbau, Hobbygärtnerinnen und -gärtner beziehen ebenfalls knapp 7 Prozent und rund 2 Prozent aller Komposte werden für den Erwerbsgartenbau verwendet. „In den letzten Jahrzehnten hat eine kontinuierliche Steigerung der Einsatzmengen und produzierten Komposte stattgefunden“, stellte die BGK Anfang 2024 in ihrem Newsletter „Humuswirtschaft & Kompost aktuell“ fest. Es sei zu erwarten, so der Verband, dass sich diese Entwicklung fortsetzen werde. Zur Steigerung der Bioabfallmenge trügen insbesondere Kampagnen für eine bessere Sortenreinheit gesammelter Bioabfälle sowie eine Reduzierung von organischen Anteilen im Restabfall bei.
Getrenntsammlung von Bioabfall als Voraussetzung
Ein gestiegenes Bewusstsein für Umweltschutz und Ressourcenschonung sowie nachhaltiges Wirtschaften brachten in den 1980er-Jahren die Getrenntsammlung von biogenen Abfällen in der breiten Bevölkerung auf den Weg. 1985 begann die getrennte Sammlung von Bioabfällen im Haushalt in einer speziell hierfür vorgesehenen Biotonne. Mit dem Inkrafttreten des ersten Abfallgesetzes (Gesetz über die Vermeidung und Entsorgung von Abfällen; kurz: AbfG) im August 1986 wurde der stofflichen Verwertung von Abfällen erstmals Vorrang vor deren sonstiger Entsorgung eingeräumt, „wenn sie technisch möglich ist, die hierbei entstehenden Mehrkosten im Vergleich zu anderen Verfahren der Entsorgung nicht unzumutbar sind und für die gewonnenen Stoffe oder Energie ein Markt vorhanden ist oder insbesondere durch Beauftragung Dritter geschaffen werden kann“ (AbfG §3).
Im Zuge dieser Maßnahmen gab es von 1990 bis 2002 einen starken Anstieg der Menge behandelter Bioabfälle – laut Statistischem Bundesamt stieg diese von 0,74 auf 12,24 Millionen Tonnen an. Mit Einführung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes 2012 wurde der stofflichen Verwertung von Abfällen, auch biogenen, und deren Kreislaufführung eine hohe Priorität eingeräumt. Wertvolle Ressourcen in Bioabfällen sollen in den natürlichen Nährstoffkreislauf zurückgeführt oder für die Energieerzeugung genutzt werden. Seit 2015 sind Kommunen deshalb dazu verpflichtet, Abfälle aus der Garten-, Park- und Landschaftspflege sowie Küchen- und Nahrungsabfälle getrennt zu sammeln. Das wird vielerorts mit einer Pflicht-Biotonne realisiert, wodurch eine recht hohe Sammelquote erzielt werden kann. 2022 lag die Menge der behandelten Abfälle aus biogenen Stoffen somit bei 15,75 Millionen Tonnen.
Verschiedene Verfahren der Kompostierung in Kommunen
Einem Bericht der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) zufolge wurden in den vergangenen Jahren rund 60 Prozent der Bioabfälle aus Haushalten kompostiert, 34 Prozent wurden einer Kaskadennutzung zugeführt – Vergärung mit nachgeschalteter Kompostierung – und etwa 6 Prozent auf sonstige Weise verwertet. Die Kompostierung stellt damit das Verwertungsverfahren dar, welches am häufigsten für Haushalts-Bioabfälle genutzt wird. Hierbei wird das organische Material unter kontrollierten Bedingungen biologisch abgebaut und in nährstoffreichen Humus umgewandelt. Je nach lokalen Gegebenheiten, gesetzlichen Vorgaben und gewünschter Qualität des Endprodukts haben Kommunen verschiedene Möglichkeiten, regional erzeugten Bioabfall in großem Stil zu kompostieren. Die drei wichtigsten Verfahren dabei sind:
Offene Mietenkompostierung
Bei der Mietenkompostierung werden Bioabfälle in langen Reihen, den sogenannten Mieten, aufgeschichtet und (d. h., durch das Wenden der Mieten) verrotten durch regelmäßiges Belüften unter freiem Himmel. Dieses Verfahren ist mit geringen Investitionskosten und einfacher Technik verbunden und sorgt für einen guten Nährstoffkreislauf. Es eignet sich insbesondere für Kommunen, die viel Platz, große Mengen an Grünabfällen und vor allem keinen Zeitdruck haben, denn der Kompostierungsprozess ist witterungsabhängig.
Geschlossene Kompostierung im Tunnel oder in Boxen
Bei diesem Verfahren werden Bioabfälle in geschlossenen Kammern oder Tunneln kompostiert. Hierin können Temperatur, Feuchtigkeit und Belüftung automatisch und exakt gesteuert werden, was zu einer schnelleren Kompostierung führt. Die geschlossene Tunnel- oder Boxenkompostierung ist besonders geeignet für Kommunen, die nur wenig Platz zur Verfügung haben und strengen Umweltauflagen folgen, da bei der Kompostierung auch kohlenstoffhaltige Chemikalien verdampfen. Ein solches System ist mit hohen Investitionskosten verbunden und erfordert technische Wartung.
Auf dieser Seite erhalten Sie mehr Informationen zur Tunnelkompostierung.
Vergärung mit nachgeschalteter Kompostierung
Die Vergärung mit nachgeschalteter Kompostierung folgt dem Prinzip der Kaskadennutzung. Hierbei wird aus Bioabfällen zunächst in einer Biogasanlage Methan gewonnen, welches energetisch verwertet wird. Die verbleibenden Gärreste werden im Anschluss kompostiert. Dieses Verfahren ermöglicht eine effiziente Nutzung von Bioabfällen und eignet sich für Kommunen mit Biogasanlagen, die sowohl Energie auch als Kompost produzieren möchten. Es ist gleichzeitig aber auch mit einer höheren Anfangsinvestition verbunden, da das Kaskadenmodell eine komplexe Infrastruktur erfordert.
Informationen zur Kaskadennutzung von Bioabfall finden Sie hier.
Plastikreste im Biomüll erschweren Kompostierung
Für eine gute Kompostierung ist es notwendig, dass die gesammelten Bioabfälle möglichst keine Störstoffe enthalten. Das sind beispielsweise Dosen aus Metall, Gläser, Kunststoff- oder Keramiktöpfe, Asche, Zigarettenkippen oder Windeln. Bioabfälle werden oftmals auch in Kunststoffbeuteln bzw. vermeintlich biologisch abbaubaren Beuteln gesammelt und entsorgt. Diese Fremdstoffe behindern den Verrottungsprozess und beeinträchtigen letztlich die Qualität des Komposts. Eine sorgfältige Getrenntsammlung ist für die Kompostierung unabdingbar. Hier gibt es immer wieder entsprechende Kampagnen auch auf regionaler Ebene, um Bürgerinnen und Bürger zu sensibilisieren. Gemäß Bioabfallverordnung dürfen zertifizierte Bioabfall-Beutel mit den Nahrungs- und Küchenresten zusammen in der braunen Tonne entsorgt werden. Diese bestehen zu mindestens 50 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen und verrotten zusammen mit dem organischen Material.
Beutel, die sich für die Kompostierung eignen, entsprechen dem Standard „Bioabfall-Beutel DINplus“. So zertifizierte Materialien sind zum einen nach DIN EN 13432 „biologisch abbaubar“, sprich, sie werden nach einer festgelegten Zeit unter definierten Bedienungen bezüglich Temperatur, Sauerstoff und Feuchtigkeit mithilfe von Mikroorganismen oder Pilzen zu Wasser, Kohlendioxid und Biomasse abgebaut – und das zu 90 Prozent. Das Plus fordert aber noch zusätzlich, dass der Zerfall des Materials innerhalb von sechs statt zwölf Wochen stattfinden muss. Entsprechend zertifizierte Beutel sind vom Verbund kompostierbare Produkte e.V. durch das Siegel DINplus gekennzeichnet. Auch das Keimling-Symbol ist ein anerkanntes Zeichen im In- und Ausland für die industrielle Kompostierbarkeit von Sammelbeuteln. Kommunen können ihre Bürgerinnen und Bürger beispielsweise auf ihrer Website, am Abfalltelefon oder im Abfallkalender über die Kennzeichnungen aufklären.
Kommunaler Kompost fördert die regionale Kreislaufwirtschaft
Die Eigenkompostierung hat für Kommunen mehrere Vorteile. Zum einem können sie durch die eigene Verwertung lokaler Nahrungs- und Kochabfälle sowie Grüngut Entsorgungskosten sparen und zur Abfallfallvermeidung beitragen. Durch Kompostierung organischer Stoffe müssen deutlich weniger Abfälle thermisch verwertet werden. Insbesondere verringern sich auf diese Weise auch Umweltbelastungen durch Deponierung und der damit verbundene Ausstoß von Treibhausgasemissionen wie Methan. Der gewonnene Kompost kann dann beispielsweise für die Bodenverbesserung von öffentlichen Parks, Spielplätzen, Friedhöfen und in der kommunalen Landwirtschaft genutzt werden, genauso wie für die Rekultivierung von Brachflächen oder Maßnahmen zur Aufforstung. Durch die Humusbildung im Kompost werden zudem über einen längeren Zeitraum große Mengen CO2 im Boden gebunden, was positiv auf die kommunale CO2-Bilanz einzahlt.
Kompostierung fördert jedoch nicht nur die regionale Kreislaufwirtschaft. Kommunen können ihren Kompost auch als Einnahmequelle nutzen, indem sie ihn als Dünger weiterverkaufen. Sinnvoll ist es hierfür, den Kompost nach RAL-Gütesicherung als „Gütekompost“ zertifizieren zu lassen. Das schafft Vertrauen bei Verbraucherinnen und Verbrauchern und trägt damit zu einer erfolgreicheren Vermarktung bei. Über den Weg zum RAL-Gütezeichen können Sie sich informiert die Webseite des RAL-Gütezeichens. Wissenswertes zu Vorteilen und Kosten einer Gütesicherung von Kompost erfahren Sie auch auf der Website der BGK. Da Kompostierung mittlerweile ein wesentlicher Teil der Abfallwirtschaft ist, unterstützen auch private Entsorgungsdienstleister Städte und Gemeinden dabei, eine lokale Kompostierung und Vermarktung entsprechender Produkte aufzubauen. Schlussendlich wird durch den vermehrten Einsatz von Kompost auch im Gartenbau und in privaten Gärten die Anwendung von torfhaltigen Produkten reduziert, deren Abbau und Verwendung nicht nur regional, sondern global erhebliche Umweltschäden verursacht.