Steigender Wasserverbrauch und zunehmende Trockenheit sind bereits seit Jahren Probleme, die gerade im Sommer aufgrund steigender Temperaturen vermehrt in den Vordergrund rücken. Zwar hat es von Dezember 2022 bis April 2023 vergleichsweise viel geregnet. Die Dürremonitore zeigen jedoch, dass dies nicht ausreichend war, um die Wasserreserven für die heißen Monate des Jahres wieder komplett aufzufüllen. Vor allem im Nordosten Deutschlands stellen die sehr trockenen Böden ein wirkliches Problem dar. Hier regnet es verhältnismäßig weniger als in anderen Teilen des Landes.
Wasserverbrauch in Privathaushalten steigt
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU), der deutschlandweit mehr als 1.500 kommunale Grundversorger vertritt, konnte seit 2018 einen deutlichen Zuwachs im Wasserverbrauch feststellen. Während der Pro-Kopf-Verbrauch im Vergleich zu den 90er-Jahren von 147 Litern bis 2013 auf 121 Liter gesunken war, liegt der Tagesverbrauch nach aktuellen Berechnungen bei 125 Liter pro Person.
Gründe für den zunehmenden Wasserverbrauch sieht der VKU in der Trockenheit, den zunehmenden Temperaturen und im Freizeitverhalten der Bevölkerung. Aufgrund der Pandemie haben viele Menschen ihre Sommerurlaube zu Hause im Garten verbracht und heimische Schwimmbäder errichtet. Damit stieg der Wasserverbrauch in vielen Haushalten.
Trotz eines merklichen Anstieges des Verbrauchs gibt es aktuell noch keinen Grund zur Unruhe. Laut VKU sei es aber dennoch notwendig, die Versorgungssysteme auf die Auswirkungen des Klimawandels vorzubereiten und nach modernen Lösungen für die zukünftige Wasserversorgung zu suchen. Außerdem müsse die Bevölkerung stärker bezüglich der Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserversorgung sensibilisiert werden.
Ressourcen schonen mittels Wasserrecycling
Bisher fußt die Wasserversorgung in Industrieländern auf dem Wegwerf-Prinzip: Trinkwasser wird entnommen und nach Gebrauch nicht länger für den Trink- oder Nutzwasserkreislauf verwendet, sondern gereinigt und einem fließenden Gewässer zugeführt. Forschende mahnen allerdings, dass dieses Versorgungssystem angesichts zunehmender Ressourcenknappheit nicht mehr zeitgemäß sei.
Ähnlich wie in der Abfallwirtschaft müsste auch die Wasserwirtschaft den Fokus verstärkt auf das Recycling legen. In vielen Privathaushalten sowie Hotels wird daher der Einbau einer Grauwasseranlage immer beliebter. Diese bereitet das Wasser, das beim Händewaschen, Duschen oder Baden anfällt, wieder auf und kann dann beispielsweise für die Toilettenspülung genutzt werden.
Neben Privathaushalten etablieren auch Wasserversorger diese Methode. Aktuell testet der Versorger Hamburg Wasser im Rahmen eines Pilotprojektes das Wasserrecycling. Dafür wird Regen- sowie Abwasser aufbereitet und erneut dem Wasserkreislauf zugeführt. Innerhalb der angekündigten Testphase des Versorgers soll ein Gewerbegebiet mit Brauchwasser versorgt werden. Das aufbereitete Wasser dient nur industriellen Zwecken und ist kein Trinkwasser.
In einigen Ländern Südeuropas und Asiens wird das aufbereitete Wasser auch zur Bewässerung in der Landwirtschaft oder sogar als Trinkwasser verwendet. Viele Forschende stehen diesen Methoden allerdings kritisch gegenüber, da die konventionelle Abwasserreinigung viele Krankheitserreger und Schadstoffe nicht abbauen kann. Das wiederum stellt ein Risiko für Mensch und Umwelt dar. Hier besteht es also noch durchaus Forschungsbedarf.
Nationale Wasserstrategie der Bundesregierung
Als Reaktion auf die zunehmende Wasserknappheit hat die Bundesregierung im März 2023 die Nationale Wasserstrategiebeschlossen. Damit sollen laut Regierung erstmals wasserbezogene Maßnahmen gebündelt und gemeinsam mit denwichtigsten Akteuren aus Bund, Ländern, Wasserwirtschaft, wassernutzenden Wirtschaftsbereichen sowie den Kommunen umgesetzt werden. Relevante Sektoren sind dabei Landwirtschaft und Naturschutz, Verwaltung und Verkehr, Stadtentwicklung und Industrie.
Zu den angekündigten Maßnahmen gehört neben der langfristigen Sicherstellung der Versorgung mit Trinkwasser auch die Erarbeitung bundesweiter Leitlinien zum Umgang mit Wasserknappheit, die Umsetzung wassersensibler Stadtentwicklung, die Errichtung eines Fernleitsystemens für die Wasserversorgung in trockenen Gebieten sowie die Sicherstellung der Sauberkeit von Gewässern und Grundwasser.
Die NGO Compact kritisiert an der Strategie, dass in der Beschlussfassung im Vergleich zum Ursprungsentwurf zu viele Kompromisse u.a. zugunsten der Industrie gemacht wurden. Die Bundesregierung räumt ein, dass der Maßnahmenkatalog durchaus zu Nutzung- und Interessenkonflikten zwischen der Wirtschaft und der öffentlichen Trinkwasserversorgung führen kann. Diese würden aber im Sinne einer eindeutigen Priorisierung der Wasserressourcen für die öffentliche Versorgung gelöst werden.
Problematisch wird sich das vor allem für die Landwirtschaft gestalten, welche ihre Bewässerungssysteme über kurz oder Land an die Auswirkungen des Klimawandels anpassen muss.