Im polnischen Stettin sollen Bioabfälle künftig in einer eigenen Kompostierungsanlage verwertet werden. Um das Vorhaben umzusetzen, hat sich die Stadt mit dem deutschen Recyclingdienstleister REMONDIS zu einem Gemeinschaftsunternehmen zusammengetan. Im Stadtteil Basen Górniczy soll das Szczecin Biorecycling Centre entstehen – eine Tunnelkompostierungsanlage mit einer Kapazität von 40.000 Tonnen Bioabfall pro Jahr. Wie Paulina Łątka vom städtischen Informationszentrum gegenüber dem Recyclingmagazin EUWID sagte, soll die Anlage zur Jahreswende 2025/26 in Betrieb gehen. Die Kosten für die Anlage belaufen sich nach Angaben der Stadt Stettin auf 80 Millionen Polnischer Zloty (18,5 Millionen Euro).
Stadteigene Kompostierungsanlage soll Kosten senken
Pro Jahr werden in Stettin etwa 20.000 Tonnen Bioabfall gesammelt. Mengenmäßig macht das den größten Anteil aller getrennt angenommenen Abfälle in der polnisch-deutschen Grenzstadt aus. Die Bioabfälle werden bislang zu zwei Anlagen in den Orten Leśno Górne und Łęczyca transportiert, die einige Kilometer nördlich bzw. östlich von Stettin gelegen sind. Diese Lösung sei jedoch mit hohen Kosten verbunden und biete keine Sicherheit für die Abfallbeseitigung, so die Stadt. Mit der Errichtung einer Kompostierungsanlage in Stettin selbst erhofft sich die Stadt, die Kosten für die Bewirtschaftung dieser Abfallfraktion wieder zu senken. Diese waren in der Vergangenheit auch aufgrund der Zunahme der Bioabfallmenge angestiegen.
Die neue Kompostierungsanlage wird überdies die Möglichkeit bieten, den gesamten Prozess der Bioabfallbehandlung in einem geschlossenen System zu bewerkstelligen. Abfälle werden angeliefert und an Ort und Stelle zu zertifiziertem Kompost verwertet. Durch den privaten Partner verfügt das gemeinsame Unternehmen dabei über modernste Technologien zur Verarbeitung von organischen Abfällen. Auf diese Weise könne die Stadt auch den in Polen gesetzlichen Anforderungen für ein angemessenes Recyclingniveau im Bereich Bioabfall gerecht werden, so die Stadt.Bis 2035 sind Gemeinden nämlich dazu verpflichtet, 65 % der Siedlungsabfälle zu recyceln – unter Androhung von Geldstrafen bei Nichteinhaltung der Quote.
ÖPPs in Polen für eine ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft
Die polnische Abfallwirtschaft hat sich nach Reformen im Jahr 2012 stark gewandelt. Wurden bis dato noch rund 90 % der Siedlungsabfälle deponiert, kam mit der Umsetzung der EU-Abfallrahmenrichtlinie der Aufbau einer effizienten und umweltfreundlichen Abfallwirtschaft in Gang. Im Zuge der Neuerungen gehören Siedlungsabfälle jetzt denKommunen, die sich seitdem auch um die Rahmenbedingungen für ein funktionierendes Abfallbeseitigungssystemkümmern müssen – bis 2012 schlossen die Polinnen und Polen noch Verträge mit Entsorgern persönlich ab. Viele Kommunen fanden sich in Abfallregionen zusammen und die polnischen Bürgerinnen und Bürger zahlen seither eine feste Abfallgebühr. Seit Mitte 2013 ist zudem die Trennung von Haushaltsabfällen in Polen verpflichtend.
Mittlerweile organisieren die Kommunen die neu übertragenen Aufgaben im Bereich der Abfallwirtschaft vielfach so, dass sie sich in landesweiten Ausschreibungen private Unternehmen mit an Bord holen. Aus Deutschland sind das beispielsweise Veolia, ALBA und REMONDIS. Diese Unternehmen tragen mit ihrem Know-how u. a. im Rahmen von ÖPPs dazu bei, eine moderne und ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft in Polen aufzubauen. REMONDIS unterstützt aktuell rund 50 Kommunen in Polen beim Abfallmanagement.