Sie bedecken weltweit nur drei Prozent der Landflächen, speichern aber doppelt so viel CO2 wie alle Wälder der Erde zusammen: Moore. Sie stellen wichtige Ökosysteme dar, die maßgeblich zur Biodiversität unseres Planeten beitragen. Diesen bedeutsamen Feuchtgebieten haben nun die Heinrich-Böll-Stiftung, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Michael Succow Stiftung den Mooratlas 2023 gewidmet.
Neben einem „Loblied“ auf die Moore ist dieses Werk auch eine Warnung an alle und ein Appell an die Politik. Denn ihre fortschreitende Zerstörung wird katastrophale Folgen auf das Leben und das Klima haben, wenn hier nicht entschieden entgegengewirkt wird.
Die Trockenlegung der Moore verursacht in Deutschland aktuell mehr als sieben Prozent aller CO2-Emissionen. Von den 500 Millionen Hektar globaler Moorfläche sind bereits mehr als zehn Prozent entwässert. In Mitteleuropa sind es gar 90 Prozent, während zugleich auch die Entwässerung in anderen Weltregionen zu einem erheblichen Teil auf die Nachfrage in Europa zurückgeht. Durch Land- und Forstwirtschaft und den Hunger nach Rohstoffen, wie Holz, Zellstoff oder Palmöl, werden weltweit jedes Jahr zusätzlich 500.000 Hektar zerstört. Damit schwinden die darin enthaltenen Torfschichten zehnmal schneller, als sie in gesunden Mooren wachsen.
Mooratlas: Intakte Moore schützen
Intakte Moore sind als Kohlenstoffsenken im Kampf gegen den Klimawandel unerlässlich. Daher sehen die Autorinnen und Autoren des Mooratlas 2023 angesichts der prekären Lage der Feuchtgebiete dringenden Handlungsbedarf. So bedürfe es einer globalen Wiedervernässung von zwei Millionen Hektar Moorland pro Jahr – 500.000 davon allein in der EU und 50.000 in Deutschland. Darüber hinaus gelte es, intakte Moore zu schützen. Der Atlas nennt als effektive und überprüfbare Maßnahmen hierzu etwa eine Reduzierung des Verbrauchs von Rohstoffen aus entwässerten Moorregenwäldern und eine Lieferkettenverfolgung mit zertifiziertem Moorschutz. Eine weitere Schutzmaßnahme bestünde in rechtsverbindlichen internationalen Abkommen zum Schutz und zur Wiederherstellung von Mooren.
Nationale Moorschutzstrategie
Als wichtiger erster Schritt für die Rettung der Moore werden im Atlas die Nationale Moorschutzstrategie und das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) der Bundesregierung positiv hervorgehoben. Die Reduzierung der jährlichen CO2-Emissionen aus Moorböden um lediglich fünf Millionen Tonnen greife jedoch in Anbetracht der 53 Millionen Tonnen an Treibhausgasen, die in Deutschland durch die Entwässerung der Moore entstehen, entschieden zu kurz.
Die Autorinnen und Autoren plädieren daher für konkrete und transparente Rahmenbedingungen zur Anerkennung und Unterstützung innovativer Produkte wie nachhaltiger Biomasse aus Paludikultur, der nassen Bewirtschaftung von Mooren. Als wichtiges Steuerungsinstrument für die Moornutzung nennen sie etwa die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP).
Paludikultur-Flächen sind demnach für die Förderperiode von 2023 bis 2027 grundsätzlich förderfähig. Zugleich sollte stets auch die Bevölkerung in Wiedervernässungsprojekte frühzeitig eingebunden werden. Auf diese Weisen werden z. B. regionale Kooperationsstrukturen für die Verknüpfung von Themen wie Landwirtschaft, Produktentwicklung und -vermarktung sowie Tourismus und Naturschutz geschaffen.