Die Katastrophe im Ahrtal vor gut zwei Jahren hat vielerorts die Augen für die Dringlichkeit eines verbesserten Hochwasserschutzes geöffnet. Aus gutem Grund: Starkregenereignisse, die solch zerstörerische Hochwasser hervorrufen können, kommen im Zuge des Klimawandels immer häufiger vor. In diesem Bewusstsein nehmen auch mehr und mehr Kommunen Förderungen für den Hochwasserschutz in Anspruch. Im Ahrtal selbst haben sich nun zudem mehrere Kommunen und Landkreise zusammengeschlossen, um gemeinsam an einer überörtlichen ganzheitlichen Hochwasservorsorge zu arbeiten.
Stark gestiegene Förderzuschüsse für Hochwasserschutz
Aktuelle Zahlen aus Hessen zeigen, wie sehr sich der Umgang mit dem Thema Hochwasserschutz auf kommunaler Ebene in den letzten Jahren gewandelt hat. Erhielten hier 2019 noch lediglich vier und 2020 13 Kommunen Fördergelder für Hochwasserschutzmaßnahmen, waren es im Katastrophenjahr 2021 hingegen 80. Auch 2023 ließen bis zur Jahresmitte bereits wieder knapp drei Dutzend (34) Kommunen Maßnahmen zur Hochwasser- und Starkregenvorsorge fördern. Die Förderzuschüsse des Landes Hessen für Risikomanagement, Fließpfadkarten oder Baumaßnahmen stiegen dementsprechend von etwa 230.000 (2019) auf 6,6 Mio. Euro (2022).
Länderübergreifende Kooperationen im Ahr-Einzugsgebiet
Im Einzugsgebiet der Ahr planen Landkreise und Kommunen inzwischen Hochwasserschutzmaßnahmen gemeinsam. Vor einigen Wochen haben Vertreterinnen und Vertreter der rheinland-pfälzischen Landkreise Ahrweiler und Vulkaneifel sowie des Landkreises Euskirchen, der Stadt Bad Münstereifel und der Gemeinde Blankenheim in Nordrhein-Westfalen eine entsprechende Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Damit wurde das Planungsbündnis der bereits seit Juli bestehenden „Lenkungsgruppe überörtlicher Maßnahmenplan“ des Landkreises Ahrweiler nicht nur um weitere Beteiligungen erweitert, sondern auch länderübergreifend ausgeweitet.
Cornelia Weigand, Landrätin des Landkreises Ahrweiler, begründete den Zusammenschluss: „Uns eint das sehr anspruchsvolle Ziel, praktikable und nachhaltige überörtliche Maßnahmen zu entwickeln, die in ihrer Gesamtheit eine signifikante Wirkung erzielen. Ergänzt durch die örtliche Hochwasser- und Starkregenvorsorge kommt dies allen Ahranliegern zugute.“ Laut der Landrätin würden in der Kooperation auf bundesweit einzigartige Weise die Einzugsgebiete der Ahr in ihrer Gesamtheit überplant, statt nur in den Kreisgrenzen „zu verharren“. Erste Aufgabe der Lenkungsgruppe ist es nun, einen Plan zu erstellen, der sämtliche fachlich sinnvollen Risikovorsorgemaßnahmen mit überörtlicher Wirkung zusammenträgt, spezifiziert sowie hinsichtlich ihrer Wirkung analysiert und bewertet.
Starke Partnerschaften und gemeinsames Handeln
Eine der größten Herausforderungen lag 2021 nach der Katastrophe im Ahrtal darin, die Unmengen von Sperrmüll und sonstigen Abfällen abzutransportieren, um die Seuchengefahr zu minimieren und die elementare Hygiene des öffentlichen und privaten Raums zu gewährleisten. Neben den Abfallwirtschaftsbetrieben des Kreises Ahrweiler war auch REMONDIS mit einer LKW-Flotte sofort zur Stelle. Die Helfer aus der privaten und kommunalen Abfallwirtschaft nahmen nicht nur unmittelbar nach der Katastrophe einfach ihren Dienst auf, obwohl viele privat und an ihrem Arbeitsplatz selber von der Flut betroffen waren. Sie leisteten freiwillig unzählige Überstunden und arbeiteten auch an Wochenenden, um den Menschen wenigstens die Sorge um die öffentliche Hygiene zu nehmen und den zerstörten Hausrat schnellstmöglich abzufahren. Über 300.000 Tonnen Abfall mussten allein im Ahrtal abtransportiert werden – eine Logistik, die nur dank starker Partnerschaften möglich war.