Wärmewende dank MARK 51°7 in Bochum @Stadtwerke Bochum
Allgemein Energie 25. November 2024

MARK 51°7 – Wärmewende dank Grubenwasser in Bochum

Die Wärmewende beschäftigt Kommunen in ganz Deutschland auf sehr unterschiedliche Weise, wobei jede ganz individuelle Lösungen für die Energieversorgung entwickelt. Bochum beispielsweise nutzt das Grubenwasser einer stillgelegten Zeche als nachhaltige Energiequelle.

Die Stadtwerke Bochum arbeiten derzeit an der Umsetzung eines ganz neuen Konzepts, um die Wärmewende voranzutreiben: Mit einer Kombination aus dem Grubenwasser einer stillgelegten Kohlezeche und dem Einsatz von Wärmepumpen soll in Zukunft die Wärme- und Kälteversorgung des Gewerbegebiets MARK 51°7 gesichert werden. Auf einer Fläche von circa 70 Hektar entsteht hier bis 2027 ein innovativer Stadtteil mit Büros und Forschungseinrichtungen. Herzstück der Energieversorgung auf dem ehemaligen Opel-Werksgelände im Bochumer Osten bildet dabei die Energiezentrale Ost, die aktuell noch im Bau ist. „Mit der geplanten Nutzung von Geothermie werden wir eine energiesparende Wärme- und Kälteversorgung auf dem Areal sicherstellen und ein neues Wärmezeitalter beginnen“, sagt Elke Temme, Geschäftsführerin der Stadtwerke Bochum, in einer Pressemitteilung zum Vorhaben. Im Sommer wurden zwei Speichertürme für Wärme und Kälte in den Rohbau eingesetzt. Anfang 2026 soll die Zentrale planmäßig ihren Betrieb aufnehmen.

Grubenwasser nutzen für nachhaltige Wärme- und Kälteversorgung

Das Grubenwasser als nachhaltige Energiequelle kommt aus dem ehemaligen Steinkohlebergwerk Dannenberg im Bochumer Stadtteil Laer. Dieses wurde bereits 1958 stillgelegt und ist mittlerweile geflutet. Mittels Geothermie wird das Grubenwasser aus 800 Metern Tiefe an die Oberfläche gepumpt. Das etwa 28 Grad Celsius warme Wasser aus der achten Sohle wird über Wärmepumpen auf die gewünschte Temperatur gebracht und in die zu beheizenden Gebäude geleitet. Mit speziellen Wärmetauschern wird die Wärme des hochgepumpten Wassers in einen Zwischenkreislauf geführt und das abgekühlte Grubenwasser in die vierte Sohle – etwa auf 340 Meter Tiefe – zurückgeführt. Wärmepumpen, die an den Zwischenkreislauf angeschlossen sind, sorgen, wo notwendig, für eine höhere Temperatur.Für eine Gebäudekühlung im Sommer wird das rund 17 Grad Celsius kühle Wasser der vierten Sohle genutzt.

Die Abwärme, welche durch die Wärmepumpen entsteht, wird über Wärmetauscher und Zwischenkreislauf ans Grubenwasser transferiert, das wiederum in die achte Sohle zurückgeht. So entsteht ein Kreislauf zwischen Grubenwasser und Wärmepumpen, innerhalb dessen Kälte und Wärme verschoben werden. Die Wärmepumpenanlage in der neu gebauten Energiezentrale Ost wird ergänzt durch zwei weitere dezentrale Anlagen, welche ebenso an das Verschubsystem des Zwischenkreislaufs gekoppelt sind. Auf diese Weise soll eine thermische Leistung von etwa 11.800 kW zur Verfügung gestellt werden, mit einer witterungsabhängigen Temperatur von 48 Grad Celsius in der Grundlast sowie 65 Grad Celsius in der Spitzenlast. Um bei sehr niedrigen Außentemperaturen Letztere zu erreichen, wird zusätzlich die Abwärme aus einem vorgelagerten Fernwärmenetz genutzt.

3.200 Tonnen weniger CO2 durch innovatives Energiekonzept

MARK 51°7 gilt als Leuchtturmprojekt – nicht zuletzt auch wegen seiner innovativen Energieversorgung. „Das Bochumer Geothermie- und Speicherprojekt ist […] das modernste Konzept zur kommunalen Wärme- und Kälteversorgung in Deutschland“, sagt Prof. Rolf Bracke, Leiter des Fraunhofer IEG, welches die Stadtwerke beim energetischen Gesamtkonzept berät. Indem das natürliche Energiepotenzial des Grubenwassers sowie klimafreundliche Wärmepumpen genutzt werden, können die Stadtwerke Bochum nach eigenen Angaben rund 3.200 Tonnen im Jahr einsparen – verglichen mit einer konventionellen Wärme- und Kälteversorgung mit Erdgas und elektrischen Kompressionskältemaschinen. Finanziert wird der Aufbau dieser neuartigen Energieversorgung u. a. über das Förderprogramm „Wärmenetze 4.0“ des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) sowie dem Bundesministerium für Wirtschaft und (BMWK) und aus Mitteln des EU-Interreg-Programms North-West Europe. Hierbei handelt es sich um ein zentrales Instrument der Europäischen Union, welches die Zusammenarbeit zwischen Regionen und Ländern innerhalb der EU stärkt und sich auf die Bewältigung aktueller Herausforderungen u.a. wie dem konzentriert. 

Auf der Website des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle finden Sie alles Wichtige zur Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW). 

Bochum, Stadt

Zur Kommunenseite
Bundesland Nordrhein-Westfalen
Einwohner 364.628 m: 177.699, w: 186.929
Größe 145.66 km²
2503 Einwohner je km²
Merkmale Großstädte und Hochschulstandorte mit heterogener sozioökonomischer Dynamik
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