Die Hafenstadt Bremerhaven liegt an der deutschen Nordseeküste und bildet zusammen mit der Stadt Bremen das Bundesland Freie Hansestadt Bremen. Ihr maritimes Erbe, vor allem in den Bereichen Schifffahrt, Fischerei und Logistik, hat die Stadt in der Vergangenheit zu einem bedeutenden Wirtschaftsstandort gemacht. Im 19. und 20 Jahrhundert verließen von hier aus mehr als 7,2 Millionen Menschen das europäische Festland in Richtung Amerika. An dieses Kapitel der europäischen Geschichte erinnert das Deutsche Auswandererhaus, ein preisgekröntes Museum und beliebtes Touristenziel der Hafenstadt. Noch heute zählt der riesige Überseehafen zu den größten Containerhäfen Europas, womit die Stadt ein wichtiges Drehkreuz für den internationalen Handel darstellt.
Durch seine direkte Nähe zum Meer hat sich Bremerhaven, insbesondere im Bereich der Klimaforschung, zu einem wichtigen Stützpunkt der Wissenschaft entwickelt. Mit dem Alfred-Wegener-Institut sitzt hier eine der weltweit führenden Einrichtungen für Polar- und Meeresforschung, welche mit ihren Forschungsarbeiten von der Atmosphäre bis zum Meeresgrund dabei hilft, das globale Klimageschehen besser zu verstehen. Im Klimahaus Bremerhaven 8° Ost, einem interaktiven Museum zu den Themen Wetter, Klima und Klimawandel, können Besucherinnen und Besucher unterschiedliche Klimazonen besuchen, Zusammenhänge zwischen Klima und Wetter entdecken und erfahren, welchen Beitrag jeder Einzelne zum Klimaschutz leisten kann.
Klimaschutz mit breiter Beteiligung der Bürgerschaft
Auch die Stadt Bremerhaven engagiert sich für Klimaschutz. Das Bremische Klimaschutz- und Energiegesetz (BremKEG), welches 2022 in Kraft getreten ist, verankert das Leitziel, die lokalen Treibhausgasemissionen bis 2050 um 80 bis 95 Prozent gegenüber dem Vergleichsjahr 1990 zu reduzieren. Um dies zu erreichen, plant Bremerhaven insbesondere Maßnahmen beim Ausbau und bei der Dekarbonisierung der Nah- und Fernwärmeversorgung, einer deutlichen Verbesserung CO2-armer Mobilitätsangebote, die energetische Sanierung öffentlicher Gebäude sowie eine klimaneutrale Transformation der ortsansässigen Wirtschaft. Vielfältige Klimaschutzprojekte wie der Arbeitskreis Klimaschutz, der Jugendklimarat, der Energie- und Klimastadttag sowie die Klimameile Alte Bürger tragen dazu bei, Maßnahmen mit Leben zu füllen, dem Leitziel näher zu kommen und gleichzeitig Bürgerinnen und Bürger am Transformationsprozess zu beteiligen.
Um die energetische Sanierung von Mehrfamilienhäusern zu erleichtern, will Bremerhaven im Rahmen des europäischen Projekts RenoWave sogenannte One-Stop-Shops einrichten. Hier können sich Eigentümerinnen und Eigentümer von Gebäuden umfassend über alle Schritte innerhalb eines solchen Renovierungsvorhabens informieren und beraten lassen. Als recht drastische Maßnahme für eine verbesserte Klimaanpassung hat die Stadt Anfang 2024 1.300 Bäume im Stadtgebiet gefällt. Die Fichten, welche durch Trockenheit und Borkenkäfer in einem schlechten Zustand waren, sollen durch 3.000 einheimische Baumarten wie Esskastanie und Stieleiche ersetzt werden. Mit dieser Durchmischung erhofft sich die Stadt, den Baumbestand vor Ort anpassungsfähiger zu machen und dessen Funktion zu stärken, d. h. vor allem im Sommer für Abkühlung zu sorgen. Finanziert wird das 3,8 Millionen Euro schwere Sanierungsprojekt vom Bund.
Nachhaltige Kreislaufwirtschaft und Mobilität in Bremerhaven
Um Daseinsvorsorge zu sichern, arbeitet die Stadt Bremen seit 2003 in den Bereichen Recycling, Energie und Wasser mit dem Dienstleistungsunternehmen REMONDIS zusammen. In der gemeinsam geführten Bremerhaven Entsorgungsgesellschaft mbH (BEG) hält REMONDIS 74,9 Prozent der Anteile, 25,1 Prozent entfallen auf die Stadt. Mit ihrem umfassenden Dienstleistungsportfolio trägt die BEG wesentlich dazu bei, eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft in der Hafenstadt zu etablieren. Über das Müll-Heiz-Kraftwerk (MHKW) findet eine saubere Entsorgung von Haushalts- und Gewerbeabfällen statt. Gleichzeitig wird hier die durch die Abfallverbrennung entstehende Abwärme als Heizwärme für die Bremerhavener Gebäude genutzt. Der im MHKW erzeugte Strom wird außerdem teilweise ins Mittelspannungsnetz eingespeist, wo er auch im Bereich der lokalen Elektromobilität zum Einsatz kommt. Mit zwei Kläranlagen reinigt die BEG zudem circa 60.000 m3 Abwasser am Tag und kümmert sich um das rund 600 Kilometer lange Kanalnetz.
Für eine nachhaltige Mobilität in der Hafenstadt sorgt das kommunale Unternehmen BremerhavenBus. Dieses deckt den kompletten Nahverkehr in der Stadt ab. Aktuell fahren sieben wasserstoffbetriebene Busse im ÖPNV, drei hybride Busse mit kombinierter Elektro- und Wasserstofftechnologie sollen die Fahrzeugflotte des Verkehrsunternehmens noch im laufenden Jahr verstärken. Seit 2022 gibt es mit der Ankunft der ersten Busse in Bremerhaven eine mobile H2-Tankstelle. Diese befindet sich auf dem Betriebshof der Verkehrsgesellschaft Bremerhaven AG. Eine neue öffentliche Wasserstoff-Tankstelle soll direkt vor dem Gelände von BremerhavenBus errichtet werden. Deren Fertigstellung ist aktuell auf der Zielgeraden. Tanken können hier in Zukunft neben den Bussen des Nahverkehrs auch Lkws und private Pkws – und das mit regional produziertem grünen Wasserstoff.