Das Klimaticket kommt: Der Nachfolger des 9-Euro-Tickets nimmt konkrete Formen an. Auf der Verkehrsministerkonferenz (VMK) Mitte Oktober in Bremerhaven einigten sich die Vertreter der Länder sowie des Bundes auf die Einführung eines 49-Euro-Tickets. Das könnte bereits ab 1. Januar 2023 erhältlich sein. Angesichts dieser Einigung sprach Bundesverkehrsminister Volker Wissing von der wahrscheinlich „größten Reform für den ÖPNV überhaupt“. „Ich freue mich, dass der Weg frei ist für ein einfaches, deutschlandweit gültiges papierloses Ticket“, so Wissing zum Abschluss der Konferenz.
Länder fordern stabilere Grundfinanzierung
Ganz frei ist der Weg allerdings noch nicht. Denn auch wenn die Länder ihre Beteiligung an den Kosten von insgesamt 3 Milliarden Euro pro Jahr zugesichert haben, stehen in punkto Finanzierung noch einige Fragezeichen im Raum. Der Bund will 1,5 Milliarden Euro beisteuern, allerdings nur unter der Bedingung, dass die Länder mindestens den gleichen Betrag aufbringen. Die Länder hingegen wünschen sich bei der Finanzierung der explodierenden Energiepreise stärkere Unterstützung durch den Bund. Zudem fordern sie eine sofortige und dauerhafte Erhöhung der Regionalisierungsmittel um 1,5 Milliarden Euro, um den ÖPNV insgesamt stabiler aufstellen zu können.
Ohne Erhöhung dieser Grundfinanzierung drohten Angebotskürzungen, warnte der Verband deutscher Verkehrsunternehmen. „Wir laufen Gefahr, dass wir massiv und flächendeckend Angebote einstellen müssen, weil sie wegen Kostensteigerungen nicht mehr finanzierbar sind“, so Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff. Auch Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, verwies auf die prekäre Situation des öffentlichen Nahverkehrs: „Der ÖPNV ist schon lange extrem unterfinanziert.“ Das neue Ticket dürfe wichtige Investitionen in den Nahverkehr nicht ausbremsen, so Dedy gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Klimaticket: Nicht nur der Preis macht ÖPNV attraktiv
Es sind auch diese wichtigen Investitionen, wie Ausbau und Erneuerung von Verkehrswegen und Zugangsanlagen, die den ÖPNV attraktiver machen und damit mehr Leute zum Umstieg motivieren. Politik und Experten gehen zwar davon aus, dass schon der günstige Preis und das bundesweit einheitliche System vor allem bei Pendlerinnen und Pendlern sowie Gelegenheitsfahrerinnen und Gelegenheitsfahrern gut ankommt. Die Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau in Bremen und Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz, Maike Schaefer, gibt jedoch zu Bedenken: „Ein kostengünstiges deutschlandweit gültiges Ticket hat keinen finanziellen Entlastungseffekt für Menschen oder für die Verkehrswende und damit für das Klima, wenn die Länder künftig mangels Finanzmitteln Strecken schließen und Leistungen abbestellen müssten.“
Inwieweit der Bund nun auf die Forderung der Länder nach einer dauerhaften Erhöhung der Regionalisierungsmittel eingeht, ist noch unklar. An dem Ziel, ein deutschlandweit gültiges und günstiges Ticket so schnell wie möglich einzuführen, halten indes beide Seiten auch weiterhin fest.