Der Klimawandel ist allgegenwärtig: Bereits heute zeigen sich negative Auswirkungen auf Ökosysteme und biologische Vielfalt weltweit sowie auf Städte, Siedlungen und Infrastruktur. Soweit der aktuelle Befund des Weltklimarats IPCC. Ende Februar hatte dieser seinen sechsten Sachstandsbericht zum Thema vorgestellt. Darin mahnt die IPCC-Arbeitsgruppe, die sich mit den Folgen des Klimawandels und dem Anpassungsbedarf beschäftigt, zur Eile. „Wir haben ein schrumpfendes Zeitfenster“, sagte Hans-Otto Pörtner, Meeresbiologe beim Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven und Ko-Vorsitzender der Arbeitsgruppe, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Schlechte Noten in Sachen Klimapolitik vergibt er dabei an die Bundesregierung: „Für die Ambitionen kriegt sie eine Drei und für die Umsetzung eine Vier minus bisher.“
Auswirkungen größer als geschätzt
Die Auswirkungen des Klimawandels seien größer als in früheren Bewertungen geschätzt, heißt es im Bericht. Für die schnelle Umsetzung und wirkungsvolle Aufrechterhaltung von Anpassungsmaßnahmen braucht es laut IPCC daher vor allem förderliche Rahmenbedingungen von Seiten der Regierungen, die Mobilisierung von und Zugang zu finanziellen Mitteln, Instrumente mit klaren Zielen und Prioritäten und nicht zuletzt politische Entschlossenheit sowie eine konsequente Durchführung. Angesichts dieser Forderungen betonte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) in einer Stellungnahme zum jüngsten IPCC-Bericht: „Die Bundesregierung wird die Klimaanpassung konsequent angehen: Unsere vorsorgende Anpassungsstrategie wird klare Ziele vorgeben, das Klimaanpassungsgesetz einen sicheren Rechtsrahmen schaffen.“
Unterstützung für Städte und Gemeinden
Da vor allem Kommunen von den Auswirkungen extremer Wetterereignisse wie Starkregen, Hitze, Sturm und Dürre betroffen sind, benötigten sie laut Lemke besondere Unterstützung. Dem trüge der Bund Rechnung, indem er Expertenberatung anbiete, lokale Anpassungsmanager fördere und innovative Projekte sowie Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen finanziere. Bestehende Maßnahmen würden zudem mit dem Sofortprogramm Klimaanpassung erweitert und ergänzt. Auch eine dauerhafte Finanzierung der Klimaanpassung sei, so Lemke, in Planung. Umwelt- und Naturschutzorganisationen wie der Deutschen Umwelthilfe (DUH) dauert das zu lange: „Es braucht nicht nur Maßnahmen, die in zehn Jahren wirken, sondern die ab sofort Treibhausgase reduzieren“, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner in einer Pressemitteilung.
VKU: Ganzheitliches Herangehen nötig
Um Ökosysteme und biologische Vielfalt widerstandsfähig gegenüber Störungen von außen zu machen, müssten nach Einschätzung des IPCC 30 bis 50 Prozent der Meeres- und Landesflächen vor starken menschlichen Eingriffen geschützt werden. Aktuell gelten lediglich 23 Prozent als geschützt. Naturbasierte Lösungen wie die Wiedervernässung von Mooren und die Aufforstung nachhaltiger Wälder böten dabei großes Potential. Auch der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) forderte eine ganzheitliche Herangehensweise: Städte bräuchten mehr Grün- und Wasserflächen. Diese würden Starkregen und Hitze abmildern und könnten Regenwasser gezielt aufnehmen und (zwischen-)speichern.