Liebe Frau Wilke, nach der reinen Online-Veranstaltung im vergangenen Jahr konnten Sie die Teilnehmer zum 17. Deutschen Kämmerertag am 8. und 9. September wieder persönlich willkommen heißen. Dies unter Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen vor Ort und mit der Möglichkeit, auch digital an den Vorträgen, Diskussionen und Arbeitskreisen teilzunehmen – eine enorme organisatorische Herausforderung. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?
Zunächst einmal haben wir uns unglaublich gefreut unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer wieder persönlich in Berlin begrüßen zu können. Der Deutsche Kämmerertag gilt als das Familientreffen der Kämmerinnen und Kämmerer und lebt von persönlichen Begegnungen, fachlichem aber auch informellem Austausch. Eines der Highlights der diesjährigen Veranstaltung war unser Vorabend auf Alice Rooftop, einer traumhaften Dachterrasse mit Blick über Berlin. Diesen besonderen Charme haben digitale Veranstaltungen naturgemäß nicht. Aufgrund der immer noch anhaltenden Pandemie hatten wir uns aber entschieden, den diesjährigen Kämmerertag hybrid zu veranstalten, und tatsächlich haben viele das digitale Angebot angenommen. Von unseren 360 Teilnehmern waren insgesamt 146 vor Ort in Berlin und 214 digital auf der Online-Plattform. Dies zu ermöglichen war tatsächlich sehr aufwändig und herausfordernd. Wir hoffen sehr, dass im kommenden Jahr wieder eine reine Präsenzveranstaltung möglich wird und wir alle Teilnehmer nach Berlin einladen können.
Deutscher Kämmerertag sorgt für Erfahrungsaustausch
Auch Städte und Gemeinden in Deutschland haben herausfordernde Monate hinter sich. Welche Themen bewegt die Kämmerer nach der Corona-Krise?
Die Städte, Gemeinden und Landkreise haben eine zentrale Rolle in der Corona-Krise und der Bewältigung pandemiebedingter Herausforderungen eingenommen und gezeigt, wie leistungsstark sie sind. Die Basis dafür muss natürlich eine entsprechende Finanzausstattung sein. Während der Bund und die Länder im vergangenen Jahr viel Geld in die Hand genommen haben, um die Kommunen zu unterstützen, ist nicht mehr unbedingt damit zu rechnen, dass die krisenbedingt rückläufigen Steuereinnahmen erneut ausgeglichen werden. Gleichzeitig müssen die Kommunen Lösungen für die zentralen Zukunftsfelder bieten und den vorhandenen Investitionsstau abbauen. Ob es um die Digitalisierung, den Klimaschutz, die Bereitstellung bezahlbaren Wohnraums oder das Thema Mobilität geht: Die notwendigen Investitionen sind gewaltig, und die Kämmerer bemühen sich um eine optimale Finanzierung. Darüber hinaus geht es aktuell darum, die Kommunalfinanzierung insgesamt zu stabilisieren. Die Einhaltung des Konnexitätsprinzips ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Faktor.
Corona, Klimawandel, Digitalisierung, Mobilitätswende und zu guter Letzt die Finanzierung: Kommunen müssen sich heutzutage mit vielerlei Themen und Fragen auseinandersetzen. Welcher Arbeitskreis fand auf dem Deutschen Kämmerertag besonders viel Beachtung?
Herzstück beim Deutschen Kämmerertag sind seit jeher die Arbeitskreise, denn hier geht es um den Erfahrungsaustausch zwischen Referenten, Teilnehmern und den Gastgebern aus der Privatwirtschaft. Auffällig war in diesem Jahr, dass die Arbeitskreise besonders stark frequentiert waren, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit befasst haben – ob es um Nachhaltigkeit im Bereich des Anlagemanagements, um nachhaltige Immobilienprojekte oder auch um Nachhaltigkeit im Bereich der Kreislaufwirtschaft ging. Die Teilnehmer verfolgten die Beiträge mit großem Interesse – vor allem natürlich auch, wenn die Best-Practice-Beispiele ihrer Kolleginnen und Kollegen Einsparpotentiale für sie aufzeigten, wie am Beispiel der Stadt Frankfurt, die schon 1998 für ihre Entsorgungsgesellschaft eine öffentlich-private Partnerschaft mit Remondis geschlossen und dadurch Jahr für Jahr viel Geld gespart hat, wie der ehemalige Stadtkämmerer Uwe Becker erklärte. Fallbeispiele wie dieses interessieren unsere Teilnehmer natürlich sehr und laden zu einem intensiven Diskurs ein. Dafür steht der Deutsche Kämmerertag.
Vielen Dank für das Gespräch!