Bei einer Havarie im Hamburger Hafen ist Anfang Februar ein 80 Meter langes Binnenschiff gesunken. Die „Alster“ hatte am Blumensandhafen im Stadtteil Wilhelmsburg festgemacht als sie, nach Angaben eines Feuerwehrsprechers, am frühen Morgen des 6. Februars plötzlich Schlagseite bekam. An Bord des Frachters befanden sich zum Zeitpunkt des Unglücks 3.500 Liter Diesel im Tank sowie 1.400 Tonnen Kaliumchlorid. Unfälle dieser Art kommen laut der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchungen (BSU) in deutschen Häfen zum Glück eher selten vor. Dennoch sind auslaufender Diesel, Chemikalien oder Abwasser bei einer Havarie auf dem Wasser stets eine Gefährdung für die Umwelt.
Da in Deutschland die Zuständigkeit für Häfen häufig den Hafenämtern oder Hafenbetrieben der jeweiligen Kommunen obliegt, müssen die Ämter und Betriebe – neben der Verwaltung von Hafenflächen, Bereitstellung von Liegeplätzen oder Überwachung der Einhaltung von Hafen -und Sicherheitsvorschriften – auch die Havarie- und Notfallmaßnahmen im Hafenbereich koordinieren. Darüber hinaus können auch spezielle staatliche oder regionale Organisationen wie die Wasserschutzpolizei, die Feuerwehr, die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) oder die Küstenwache an der Havariebekämpfung beteiligt sein, insbesondere wenn es sich um besonders komplexe Schadensfälle handelt. In einigen Fällen werden die Häfen an der der Küste oder an Flussmündungen auch von den jeweiligen Bundesländern oder direkt vom Bund verwaltet. Dies betrifft vor allem größere Seehäfen wie Hamburg, Rostock oder Bremen.
Kommunen am Wasser verfügen über spezielle Havariepläne
Viele Kommunen verfügen deshalb über spezielle Pläne und Maßnahmen für den Umgang mit Havarie-Situationen. Dazu gehören beispielsweise Hafen- und Havariepläne, die detaillierte Verfahren und Protokolle für die Alarmierung, Koordination und Durchführung von Rettungs- und Bergungsmaßnahmen umfassen. Außerdem stellen die Kommunen sicher, dass die erforderliche Notfallausrüstung wie Schlepper, Boote, Ölsperren und Pumpen sowie bei Bedarf auch gesondert geschultes Personal für die Havariebekämpfung vorhanden sind.
In enger Zusammenarbeit mit regionalen und nationalen Behörden und Organisationen steht eine gut koordinierte Reaktion im Falle einer Havarie im Vordergrund. Die Öffentlichkeit wird zeitnah über potentielle Risiken informiert und es erfolgt im Idealfall eine aktive Kommunikation mit Hafenbetreibern, Reedereien, Anwohnern und Umweltschutzorganisationen. Um in Zukunft langfristige Schäden durch Havarien auf dem Wasser vorzubeugen, erfolgen in den meisten Kommunen außerdem regelmäßige Risikobewertungen. Dadurch werden potentielle Gefahren identifiziert und frühzeitig geeignete Präventionsmaßnahmen ergriffen.
Einen Monat nach Havarie in Hamburg: Binnenschiff geborgen
Für die Koordinierung der Einsatzkräfte und Maßnahmen der jüngst zurückliegenden Havarie im Hamburger Hafen, zeichnet sich die Hamburg Port Authority (HPA) zuständig. Die Ladung des gesunkenen Frachters „Alster“ wurde in den vergangenen Wochen bei Niedrigwasser größtenteils aus den Frachträumen entfernt. Für die Bergung am 7. März kamenzwei schwimmfähige Spezialkräne zum Einsatz, sodass die „Alster“ schließlich aufwendig geborgen werden konnte. Um der Gefahr einer Umweltkatastrophe durch gegebenenfalls auslaufendes Öl bei der Anhebung vorzubeugen, war außerdem ein Ölbekämpfungsschiff die gesamte Zeit im Einsatz. Die enge Zusammenarbeit zwischen der HPA und den kommunalen Einsatzkräften vor Ort, sorgte für einen relativ glimpflichen Ausgang.
„Die Auswirkungen auf die Umwelt blieben überschaubar, da das Öl größtenteils von den ausgelegten Ölsperren aufgenommen wurde“, fasst Renate Pinzke, Pressesprecherin der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft in Hamburg (BUKEA), die Situation gegenüber Klimaschutz Kommune zusammen. „Das geladene Kalisalz wird nach und nach durch das ablaufende Wasser in die Norderelbe geschwemmt. Die Messstation des Wassergütemessnetzes am Seemannshöft hat nur leicht erhöhte Werte in der Leitfähigkeit gemessen. Die Werte liegen allerdings im Bereich des Jahresdurchschnittes und sind somit vernachlässigbar.“
Ob Hamburg, Rostock oder Duisburg: Hafenbehörden und -betreiber arbeiten im Havariefall eng mit kommunalen und staatlichen Stellen zusammen, um schnell und effektiv reagieren und die Schäden für die Umwelt reduzieren zu können.