Klimawandel und Artensterben zählen zu den gravierendsten Bedrohungen für unseren Planeten. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) möchte daher mit der diesjährigen Verleihung des Deutschen Umweltpreises ein Zeichen setzen. Das Signal: Wir haben nur eine Erde. Entsprechend der Bedeutung von Arten- und Klimaschutz geht der hochdotierte Preis 2021 an zwei Persönlichkeiten, die sich in diesen beiden Feldern in beispielloser Weise verdient gemacht haben.
Die Forscherin von Biodiversität Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese wurde für ihre Spitzenforschung zur Bedeutung der Artenvielfalt für Planet und Mensch ausgezeichnet. Der Moorforscher Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joosten bekam den Umweltpreis für seine jahrzehntelange wissenschaftliche Arbeit über Moore als Klimaschützer und die gravierenden Folgen von Moor-Entwässerung für die globale Erwärmung.
Vorhersagen von Umweltveränderungen in Ökosystemen
Katrin Böhning-Gaese ist Professorin am Institut für Ökologie, Evolution und Diversität der Goethe-Universität sowie geschäftsführende Direktorin des Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiKF) der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt am Main. Die renommierte Wissenschaftlerin forscht insbesondere auf dem Gebiet der Makroökologie zu den Folgen des Klimawandels und Landnutzungswandels für die Artenvielfalt sowie Lebensgemeinschaften von Flora und Fauna. In den 1990er-Jahren war sie maßgeblich bei der Etablierung des damals noch jungen Forschungszweigs in Deutschland und Europa verantwortlich.
Ziel ihrer Arbeit ist es, Umweltveränderungen in Ökosystemen und damit verbundene Folgen für den Menschen in den nächsten Jahrzehnten so genau wie möglich vorherzusagen. Durch vergleichende Forschungen in den USA und z. B. Südafrika konnte sie unter anderem nachweisen, dass die Vogelpopulationen in Europa vor allem in Agrarlandschaften zurückgingen. Ihre Forschungsergebnisse bildeten mitunter die Grundlage für die Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft zur Agrarwende in Deutschland.
Moore als Klimaschützer
Hans Joosten hat unter anderem Methoden zur Wiederverwässerung der Moore entwickelt und den Begriff Paludikultur geprägt. Das ist ein mittlerweile weltweit angewendeter Ansatz zur naturverträglichen landwirtschaftlichen Nutzung von Mooren. Dabei wird zwar den Mooren weiterhin Biomasse wie Schilf, Rohrkolben, Sonnentau oder Torfmoos als Rohstoff entnommen, jedoch ohne sie zu entwässern.
Moore speichern auf drei Prozent der Landfläche rund doppelt so viel CO² wie alle Wälder der Welt zusammen auf 30 Prozent der Landfläche. Trocknen sie jedoch aus, werden enorme Mengen an Kohlenstoffdioxid freigesetzt. Dem Moorforscher zufolge ist die Zersetzung der Moore für sechs bis sieben Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das ist mehr als der komplette in Deutschland startende Flugverkehr.
Hans Joosten leitete bis zu seinem gerade erst angetretenen Ruhestand seit 1996 die Arbeitsgruppe (AG) Moorkunde und Paläoökologie am Institut für Botanik und Landschaftsökologie der Universität Greifswald. Seit 2008 hatte er zudem eine außerordentliche Professur für Moorkunde und Paläoökologie an der Hochschule inne. Der Biologe hat sich mit seiner Forschung und seinem Einsatz für Moore wie kaum ein anderer als Klimaschützer verdient gemacht.
Deutscher Umweltpreis ist höchstdotierte Auszeichnung
Mit einem Preisgeld in Höhe von insgesamt 500.000 Euro zählt der Deutsche Umweltpreis zu den höchstdotierten Umweltpreisen Europas. Die diesjährige Auszeichnung soll am 10. Oktober durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Darmstadt überreicht werden.