Das 9-Euro-Ticket war mit großen Erwartungen verknüpft: Bürgerinnen und Bürger sollten entlastet, das Image von Bus und Bahn gestärkt, Energie gespart und der Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn attraktiver gemacht werden. Nach drei Monaten Sommermärchen im ÖPNV wertet Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) das Ticket als „Riesen-Erfolg“.
Auch erste Studienergebnisse zum Thema sind positiv. Das Zwischenfazit einer Mobilitätsstudie der Technischen Universität München (TUM) lautet: Nach Einführung des vergünstigten Tickets Anfang Juni fuhren 35 % der Teilnehmenden im Großraum München häufiger mit dem ÖPNV, gut 22 % waren ganz neu auf Bus und Bahn umgestiegen. „Viele haben die öffentlichen Verkehrsmittel in ihren Alltag integriert“, so Studienleiter Klaus Bogenberger vom Lehrstuhl für Verkehrstechnik der TUM.
Trotz großer Beliebtheit: 9-Euro-Ticket ersetzt nicht die Autofahrt
Auch das Statistische Bundesamt registrierte einen Anstieg bei der ÖPNV-Nutzung: Eine Auswertung von Mobilfunkdaten ergab, dass es im Juni 2022 rund 42 % mehr Bewegungen im bundesweiten Schienenverkehr gab als im repräsentativen Vergleichszeitraum Juni 2019. Dies führte auf bestimmten Strecken zu überfüllten Bussen und Bahnen. Zum befürchteten Verkehrskollaps kam es indes nicht.
Ein echter Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel kann bislang jedoch nicht nachgewiesen werden. Trotz der großen Beliebtheit des vergünstigten Tickets nutzten laut TUM-Studie lediglich 3 % ihr eigenes Auto seltener. Auch der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen gab zu bedenken, dass es sich bei den angetretenen Fahrten mehr um zusätzliche Reisen und weniger um Ersatzfahrten, die sonst mit dem Auto gemacht worden wären, gehandelt habe.
Wissing: Erstmal kein Nachfolgeticket
Dennoch: „Drei bis vier Prozent mutmaßliche Verkehrsverlagerung, das ist enorm“, so Wissing gegenüber dem ZDF. Mit dem 9-Euro-Ticket habe man viel Bewegung in den ÖPNV gebracht. Auch die verbundübergreifende Geltung des Tickets habe die Menschen begeistert. Einer dauerhaften Vergünstigung erteilte der Bundesverkehrsminister jedoch eine Absage. Diese sei nicht finanzierbar.
Gegenüber der ARD betonte er außerdem die Verantwortung der Länder beim öffentlichen Nahverkehr und dessen Tarifgestaltung: „Ich kann nicht von Bundesseite plötzlich den ÖPNV organisieren, die Preisgestaltung oder die Tickets vorgeben“, so Wissing. Das dreimonatige Ticket sei ein „Einsparvorschlag“ gewesen. Im Herbst werde die Verkehrsministerkonferenz der Länder darüber beraten, wie die Strukturen des ÖPNV neu aufgestellt werden könnten.