„Aus Liebe zur Natur“ – mit diesem Slogan wirbt der Discounter Lidl aktuell für seine neue PET-Einwegflasche. Die soll ganz besonders ökologisch sein, wie das prominente Werbegesicht Günther Jauch in der Kampagne betont. Die Botschaft: Gute Einwegsysteme mit Pfand könnten genauso klimaschonend sein wie gute Mehrwegsysteme, wenn das Material im Kreis geführt und neue Flaschen aus alten hergestellt würden.
Ökologischere Einwegflasche durch effektives Kreislaufsystem
Tatsächlich hat das Unternehmen ein de facto hauseigenes und effektives Kreislaufsystem geschaffen. Als Teil der Schwarz-Gruppe, welche u. a. auch die Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke Gruppe MEG als Getränke- und Recyclingnetzwerk unterhält, kann Lidl auf unternehmenseigene Werke für Kunststoff und Recycling zugreifen. Hier werden 100 % recycelte PET-Flaschen hergestellt, welche tendenziell regional abgefüllt werden. Zusammen mit vergleichsweise kurzen Transportwegen führt das zu einer verbesserten Ökobilanz.
Mit diesem hochoptimierten Einwegsystem kann es die Kreislaufflasche mit manchen Mehrwegflaschen aufnehmen. Das hat das Heidelberger Institut für Energie und Umwelt (IFEU) dem Lebensmittel-Discounter wissenschaftlich belegt. Um die Ökobilanz der neuen PET-Einwegflaschen zu ermitteln, hatte die MEG-Gruppe eine Studie beim IFEU in Auftrag gegeben.
Keine pauschalen Aussagen zu PET-Einwegflaschen möglich
Hinsichtlich ihrer Ökobilanz ist die Kreislaufflasche im Vergleich zu einigen Mehrwegflaschen zwar „mehrheitlich mindestens konkurrenzfähig“. Doch die Studienautoren weisen auch auf wesentliche Beschränkungen hin.
So ermöglichten die Ergebnisse keine pauschalen Aussagen zur Ökobilanz von PET-Einwegflaschen. Auch könnten keine allgemeinen Verbindlichkeiten für eine generelle Verbesserung von PET-Einwegflaschen in Deutschland abgeleitet werden. Die hochoptimierte Kreislaufflasche funktioniere nur in der „hochintegrierten Umgebung“ der MEG. Auch der Einsatz von 100 % recyceltem PET sei langfristig nicht in allen Flaschen realisierbar.
Beim Vergleich der neuen Lidl-Flasche mit Mehrwegflaschen sei außerdem Folgendes zu beachten: Die Abbildung der Mehrwegflaschen erfolgte auf Basis von Daten aus zwei relevanten Studien der Jahre 2008 und 2010 (Ökobilanz GDB und IK). Für die aktuelle Untersuchung wurden diese an den derzeitigen Marktdurchschnitt angepasst.
Kontroverse Meinungen zur Kreislaufflasche
Seitens einiger Umweltexperten wird die Lidl-Kampagne kritisch bewertet. Als „Greenwashing“ und „klassische Lobbyarbeit“ bezeichnete Greenpeace-Recyclingexpertin Viola Wohlgemuth die Studie gegenüber dem stern. Der Leiter der Abteilung Kreislaufwirtschaft der Deutschen Umwelthilfe (DUH) Thomas Fischer bekannte zwar in einem Interview mit dem SWR, dass die Lidl-Einwegflaschen im Vergleich zur Vergangenheit umweltfreundlicher geworden seien. Die Recyclingquote von nahezu 100 % funktioniere in dieser Art derzeit aber nur bei Lidl. Außerdem bemängelte Fischer den Aufbau der Studie. Hier würden „Äpfel mit Birnen“ verglichen.
Der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung bvse sieht die Lidl-Aktivität dagegen positiv. Geschäftsführer Jörg Lacher sagte gegenüber Klimaschutz Kommune: „Sicher lässt sich das ein oder andere Detail kritisieren. Für uns ist aber entscheidend, dass die PET-Flaschen einem Recycling zugeführt werden. Außerdem begrüßen wir, dass die in Umlauf gebrachten Flaschen mit recyceltem Ausgangsmaterial hergestellt werden.“