Rund 80 % der Leipzigerinnen und Leipziger erachten Maßnahmen gegen den Klimawandel als wichtig oder sehr wichtig. Das hat eine aktuelle Umfrage des Amtes für Umweltschutz und des Amtes für Statistik und Wahlen der Stadt Leipzig ergeben. Zum dritten Mal seit 2014 hat die Stadt ihre Bürgerinnen und Bürger zum Klimawandel befragt. 2022 beteiligten sich 1.247 Personen zwischen 18 und 90 Jahren an der repräsentativen Befragung. Neben Meinungen zum Klimawandel ging es vor allem um gesundheitsbedingte Auswirkungen, die z. B. durch Hitze verursacht werden. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen ist die mittlere Jahrestemperatur in Leipzig um 1,8 Grad Celsius angestiegen, wie im Report der Stadt Leipzig zu lesen ist.
Die gestiegenen Temperaturen sind nicht nur messbar, sondern auch spürbar. So gaben mehr als 40 % der Befragten an, durch Hitze in der eigenen Wohnung sowohl tagsüber als auch nachts sehr bis eher belastet zu sein. Rund zwei Drittel der Befragten empfinden vor allem die Hitzebelastung in der Innenstadt als besonders ausgeprägt – diese Wahrnehmung deckt sich auch mit den modellierten Ergebnissen der Leipziger Stadtklimaanalyse 2021. 81 % der 18- bis 34-Jährigen fühlten sich zudem an heißen Tagen in der Straßenbahn sehr unwohl. Bei mehr als 80 % der Befragten hatten die ungewohnten Temperaturen bereits zu körperlichen Leiden geführt, wie Erschöpfung, Schlafstörungen und Flüssigkeitsverlust.
Klimaschutz ja, Maßnahmen nicht unbedingt
Wenn es um den Klimawandel geht, sind Hitze und Wetterextreme die schwerwiegendsten Themen innerhalb der Bevölkerung. Das zeigt auch der aktuelle DAK-Hitzereport. In der deutschlandweiten Umfrage gaben 65 % der Teilnehmenden an, große bzw. sehr große Sorgen vor Hitzewellen und Extremwetter zu haben. Die Verantwortung für Hitzeschutz und Klimaanpassungen sehen die Bundesbürgerinnen und -bürger dabei zum großen Teil bei der öffentlichen Verwaltung. Mehr als zwei Drittel gaben in der DAK-Umfrage an, es müsse mehr getan werden, um den Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen. Großes Handlungspotenzial in Kommunen sehen viele im Bereich Städtebau. Handlungsbedarf bestehe laut Meinungsbilder im Gesundheitssystem und bei Gebäuden. Auch im ARD-DeutschlandTREND 2022 gaben rund 80 % der Befragten an, der Handlungsbedarf beim Klimaschutz sei groß bzw. sehr groß.
Wie allerdings konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz in der deutschen Bevölkerung bewertet werden, ist sehr unterschiedlich und schwankt regional. So ist laut einer Analyse des Kopernikus-Projekts Ariadne der überwiegende Anteil der Bevölkerung nicht bereit, höhere Kosten für fossile Energien – beispielsweise in Form einer CO2-Bepreisung – zu tragen. In den neuen Bundesländern sogar noch weniger als in den alten. Unbeliebt ist bundesweit auch ein Verbrennerverbot ab 2030. Hier rangiert Sachsen mit 21 % Zustimmung sogar auf dem letzten Platz. Auch wenn es um den Ausstieg aus der Kohle geht, sind viele Bundesbürgerinnen und -bürger zurückhaltend. In Sachsen wird diese Maßnahme lediglich laut Analyse von 36 % der Menschen befürwortet. In Hamburg sind es 83 %.
Stadt Leipzig entwickelt Hitzeaktionsplan
Die Leipziger Bürgerumfrage soll der Stadtverwaltung dabei helfen, die subjektive Wahrnehmung und das Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger zum Klimawandel zu ermitteln. Auf dieser Basis entwickelt die Stadt Anpassungsmaßnahmen und -strategien. Im Amt für Umweltschutz wird aktuell beispielsweise an einem Hitzeaktionsplan gearbeitet, der ein koordiniertes Handeln zwischen den verschiedenen städtischen Ämtern und anderen relevanten Akteurinnen und Akteuren anvisiert. Damit soll einerseits die Hitzeresilienz der Bevölkerung gesteigert und andererseits negative Folgen für die Gesundheit reduziert werden. Die regelmäßige Befragung dient außerdem als Monitoringinstrument, um die Wirksamkeit der Maßnahmen zu überprüfen.