Wer sich die Menge des täglich anfallenden Haushaltsabfalls bewusst vor Augen führt, könnte schnell zu dem Schluss gelangen, dass ein Leben ohne Abfall in unserer Gesellschaft schier unmöglich ist. Nach den aktuellen Zahlen (von 2022) fielen in deutschen Haushalten pro Kopf 438 Kilogramm Hausmüll im Jahr an – das macht 1,2 Kilogramm am Tag. Dennoch gibt es Menschen, die Zero Waste praktizieren, die es schaffen, (fast) ganz ohne Abfall auszukommen. Wie das gelingt, ist bei näherer Betrachtung zwar bemerkenswert, aber keineswegs unmöglich. Klimaschutz Kommune zeigt, worauf es bei Zero Waste im Alltag ankommt.
Konsum nach tatsächlichem Bedarf
Alles beginnt mit der richtigen Einstellung. Wer ernsthaft ohne Müll auskommen will, muss der Versuchung des Überkonsums widerstehen und sich lediglich das besorgen, was er oder sie wirklich zum Leben braucht bzw. restlos verbraucht. Das gilt sowohl für Lebensmittel und andere Verbrauchsgüter als auch für alle möglichen Gebrauchsgegenstände, von Kleidung über Möbel bis hin zu Elektrogeräten.
Dieser Verzicht betrifft nicht nur die eigentlichen Konsumgüter, sondern auch „Beiwerk“, das oft Teil des Konsums einer bestimmten Sache ist. Dazu gehören etwa Einweg-Trinkstrohhalme oder -Essstäbchen. Ein weiteres Beispiel sind Kassenbons. Die sind zwar in der Regel schwer vermeidbar, doch lässt sich die seit 2020 geltende Pflicht zum Ausdruck von Kassenbons zumindest teilweise umgehen. So bieten etwa mittlerweile die meisten großen Supermarkt- und Drogerieketten Apps, die die Nachweise in elektronischer Form an die Einkaufenden übermitteln.
Reparieren und Secondhand, statt Neukauf
Essenziell für den Zero-Waste-Lifestyle ist gleichsam, dass Gebrauchsgegenstände so lang wie möglich verwendet werden. Auch hier gilt es den Verlockungen der schönen neuen Dinge nicht zu erliegen. So sollten etwa Handys, Möbel oder Kleidung erst dann ersetzt werden, wenn eine Reparatur nicht mehr möglich ist. Ist ein Gebrauchsgegenstand wirklich nicht mehr zu retten und eine Neuanschaffung unumgänglich, suchen Zero-Waste-Praktizierende bei Gebrauchtwaren nach Ersatz. Den finden sie etwa auf dem Flohmarkt, in Gebrauchtwarenläden (An- und Verkauf, Sozialkaufhaus, Secondhand-Laden etc.) oder über Kleinanzeigen. Manchmal finden sich auch im Freundes- oder Bekanntenkreis überschüssige Sachen, die man benötigt.
Verpackungsfreies Einkaufen
Für viele wichtige Alltagsgegenstände, die immer wieder als Abfall anfallen, gibt es abfallfreie Alternativen. So können etwa Stoff- statt Papiertaschentüchern, Holz- (nachwachsend und kompostierbar) statt Plastikzahnbürsten oder Baumwolllappen statt Spülschwämmen benutzt werden. Ganz allgemein gilt also Mehrweg statt Einweg. Milchprodukte wie Frischmilch oder Joghurt gibt es oft auch im Mehrwegglas anstatt in der Plastikverpackung zu kaufen.
Generell stehen selbst Menschen, die ihre Lebensmittel immer restlos aufbrauchen, vor dem Verpackungsproblem. Als Lösung eignet sich hier vor allem der Einkauf in verpackungsfreien (Unverpackt-) Läden, auf dem Wochenmarkt oder auch in Hofläden. In manchen Supermärkten ist es außerdem möglich, sich Ware aus der Frischetheke in selbst mitgebrachte Behälter abfüllen zu lassen. Das Gleiche gilt unter anderem auch für Backwaren vom Bäcker.
Manche Hygieneartikel wie Deo, Wasch-, Putz- oder Spülmittel können auch in DIY-Manier zu Hause hergestellt werden, um Abfall zu vermeiden. Allgemein bietet Do-it-yourself oft Möglichkeiten, vorhandene Dinge zu nutzen, statt neue anzuschaffen. So lassen sich beispielsweise aus Wachsresten alter Kerzen neue herstellen.
Leitsätze der Zero-Waste-Community
Wie alles hat auch Zero Waste seine Grenzen. Smartphones oder Laptops beispielsweise sind irgendwann nicht mehr zu reparieren oder so veraltet, dass sie nicht mehr zu gebrauchen sind. Das Gleiche gilt für Kleidungsstücke. Elektroschrott, Alttextilien und dergleichen fallen dann als Abfall an. Darüber hinaus gibt es bestimmte Waren, die man nicht ohne Weiteres selbst besitzt (oder gar herstellen kann), aber je nach Situation plötzlich lebenswichtig sein können. Medikamente sind so ein Beispiel. Hierbei fällt zumindest Verpackungsmüll an.
Für solche „Grenzfälle“ hat sich in der Zero-Waste-Community eine Verhaltenshierarchie aus sechs Leitsätzen entwickelt. Diese sogenannten „R-Sätze“ aus dem Englischen, die alle mit einem R beginnen, lauten:
- Rethink (überdenken): Ist der Kauf einer bestimmten Sache wirklich notwendig?
- Refuse (sich weigern): Sich Produkten, die eindeutig Abfälle verursachen, komplett verweigern (sowohl im Kauf als auch im Gebrauch).
- Reduce (reduzieren): Allgemein den Konsum auf das Wesentliche reduzieren.
- Reuse (wiederverwerten/weiterverwenden): Dinge, die „noch gut“ sind, wiederverwerten (Secondhand).
- Repair (reparieren): Dinge reparieren, statt sie zu ersetzen, bis es nicht mehr geht.
- Recycle: Nicht vermeidbaren Abfall konsequent einer sachgerechten Verwertung zuführen.
Je nach Quelle ist die Reihenfolge der Leitsätze unterschiedlich. Mitunter fallen zudem R1 und R5 weg und es kommt der R-Satz „Rot“ (kompostieren) an letzter Stelle hinzu. Tendenziell eignen sich jedoch sämtliche Formen auch als Richtlinie für all jene, die sich von Zero Waste zwar vielleicht überfordert fühlen, aber dennoch so nachhaltig wie möglich konsumieren wollen.
Übrigens: Der Dachverband einzelner Zero Waste Vereine in Deutschland „Zero Waste Germany e.V“ thematisiert Verbesserungspotenziale im Bereich der Kreislaufwirtschaft und fördert den Dialog zwischen Zivilgesellschaft, Wirtschaftsunternehmen und Politik. Interessierte Bürgerinnen und Bürger können sich hier ausführlich über Veranstaltungen und Projekte informieren sowie nach Vereinen in der eigenen Region suchen.