Eine Zigarettenkippe ist ein kleines, schmales Stück Abfall – meist nicht länger als 3 bis 5 Zentimeter. Doch ihre Wirkung ist groß. Vor allem wenn sie in millionenfacher Ausführung in die Umwelt gelangt, so wie es weltweit tagtäglich geschieht. 4,5 Billionen Zigarettenstummel verschmutzen laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich unseren Planeten. Damit sind Kippen das am häufigsten weggeworfene Abfallprodukt. Und eines der gefährlichsten.
Eine „ökologische Zeitbombe“
Zigarettenstummel enthalten eine ganze Menge giftiger Substanzen. Hierzu gehören neben Nikotin auch Blei, Arsen, Cadmium, Kupfer, Chrom, Benzol, Formaldehyd und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Diese reichern sich im Filter an, der schon für sich genommen ein Problem für die Umwelt ist. Denn er besteht aus dem Kunststoff Celluloseacetat, das Jahrzehnte braucht, um sich zu zersetzen. Die Giftstoffe im achtlos weggeworfenen Filter werden mit der Zeit von Regen und Witterung ausgewaschen und gelangen in Flüsse, Seen und Meere.
Doch bis ins Meer müssen Kippen nicht kommen, um eine schädliche Wirkung zu entfalten. Wie der WWF schreibt, beschäftigt sich allein der Giftnotruf Berlin jährlich mit über 250 Anfragen zum Thema Vergiftung von Kindern durch Verschlucken von Zigaretten oder Kippen. Für Kleinkinder kann ein verschluckter Zigarettenstummel zur tödlichen Bedrohung werden. Auch Tiere verwechseln Kippen gelegentlich mit Futter, was zu Verstopfungen, Verhungern und Vergiftungen führt.
Der Zigarettenfilter ist für Lebewesen so schädlich, dass die Tierschutz-Organisation „Vier Pfoten“ sie gegenüber der Rheinischen Post als „ökologische Zeitbombe“ bezeichnet hat: Einmal in der Natur entsorgt, gebe der Filter über Jahre hinweg seine giftigen Inhaltsstoffen an die Umwelt ab. Eine einzige Hülse könne sogar bis zu 40 Liter Grundwasser verunreinigen, so die Organisation. Es besteht kein Zweifel: Kippen gehören in den Restmüll – und nur dorthin. Von dort gehen sie dann in die Verbrennung und werden unschädlich gemacht.
Kippen recyceln mit TobaCycle
Seitdem Mario Merella 2018 TobaCycle gegründet hat, ist auch das Recycling von Zigarettenkippen ein Thema. Der nicht eingetragene Verein hat ein ausgeklügeltes Sammel- und Recyclingsystem für Kippen entwickelt, das Raucherinnen und Raucher sowie Institutionen und Unternehmen nutzen können. Das Sammeln geschieht dabei in Taschenaschern, Röhrchen oder kleinen Dosen. In deutschlandweit 500 Annahmestellen werden die Kippen dann abgegeben oder von TobaCycle bei den sammelnden Unternehmen und Institutionen abgeholt und der regionalen Verwertung zugeführt.
Um letzteres kümmert sich das dazugehörige Abfallunternehmen TobaCircle zusammen mit Partnern aus der Abfallwirtschaft. Verein und Unternehmen arbeiten auch mit kommunalen Entsorgern und Stadtreinigern zusammen. Beim Recycling werden die entgifteten Zigarettenfilter zu neuen Kunststoffprodukten verarbeitet oder als Sonderabfall fachgerecht entsorgt. Die recycelten Taschenascher und Eimer dienen dann wiederum der Sammlung von Kippen. Ziel von TobaCycle ist es, eine globale Branchenlösung für den Verbleib von Zigarettenkippen einzuführen, wie Merella in einem Imagevideo erklärt.
Alternativen zum Wegschnipsen
Es gibt also Alternativen zum gedankenlosen Wegschnippen aufgebrauchter Glimmstängel. Wer viel unterwegs ist und nicht weiß, wohin mit der Kippe, kann sich eine kleine Dose oder einen Taschenaschenbecher zulegen, z. B. aus dem Sortiment von TobaCycle. Viele Städte und Gemeinden stellen auch spezielle Behälter für die Sammlung von Kippen im öffentlichen Raum zur Verfügung und kümmern sich im Anschluss um deren umweltgerechte Verwertung.
Die Stadt Hanau arbeitet hier ebenfalls mit TobaCycle zusammen. Im Stadtgebiet sind neben den neutralen, wetterfesten Outdoor-Aschenbechern auch „Abstimmungsbecher“ aufgestellt. Hier können sich Raucherinnen und Raucher mit ihrer Kippe in einer spielerischen Abstimmung für eine von zwei Antwortmöglichkeiten entscheiden. Der Hanauer Stadtrat Thomas Morlock sagte hierzu in einer Meldung der Stadt: „Wir möchten die Bürgerinnen und Bürger über die neuen Behälter dazu aufrufen, Zigaretten ordnungsgemäß zu entsorgen. Das entlastet am Ende nicht nur die Umwelt, sondern sorgt auch für ein saubereres Stadtbild, mehr Sauberkeit – und damit auch mehr Wohlbefinden.“