Klärschlamm ist auf den ersten Blick sicher nicht das spannendste Thema, dabei betrifft es uns alle, produzieren wir doch selbst einen Teil davon – mit jedem Wasch- oder Toilettengang, beim Duschen und Geschirrspülen. Das Abwasser aus diesen alltäglichen Handlungen gelangt über die Kanalisation ins Klärwerk, wo es aufwendig gereinigt und der größte Anteil in den natürlichen Wasserkreislauf zurückgeführt wird. Zurück bleibt dabei Klärschlamm: eine Mischung aus Wasser, organischen und mineralischen Stoffen. Vor nur wenigen Jahren wäre die Geschichte des Klärschlamms an dieser Stelle dann auch schon fast auserzählt gewesen. Man hätte wohl noch hinzugefügt: Klärschlamm wird von Landwirtschaft und Gartenbau als Dünger genutzt und ansonsten verbrannt.
Klärschlamm ein wertvoller Wertstoff
Heute sieht die Sache ein bisschen anders. Denn das Ausbringen von Klärschlamm ist umstritten, in einigen Ländern wie der Schweiz sogar ganz verboten. Der Grund: Klärschlamm enthält neben dem für die Bodendüngung wertvollem Phosphor eine Reihe schädlicher Schmutzstoffe wie Mikroplastik, Arzneimittelrückstände und Schwermetalle. Es wäre die reinste Verschwendung, diesen essentiellen Rohstoff mit dem schmutzigen Rest zu verfeuern, zumal Deutschland in Sachen Phosphor komplett auf Importe angewiesen ist. Das sieht auch der Bund so und hat in einer Neufassung der Klärschlammverordnung die Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm zur Pflicht gemacht, ab 2029.
Verfahren zur Phosphorrückgewinnung im Test
Immerhin haben Kläranlagenbetreiber bis 2023 Zeit, sich Gedanken über ein entsprechendes Konzept zu machen. Geeignete Verfahren werden bereits erprobt. Dabei wird der vorgetrocknete Klärschlamm i. d. R. durch Hitze und Druck mineralisiert, organische Problemstoffe verbrannt und die verbleibende Trockenmasse zu Düngerpellets gepresst. Auch chemische Verfahren, bei denen die Phosphorverbindungen aus dem zu Kohle getrockneten Klärschlamm herausgewaschen werden und auskristallisieren, sind im Testlauf. Hierbei entsteht recycelter Phosphor, der sogar gänzlich frei von Schwermetallen ist. Welche Art der Rückgewinnung wird sich in Zukunft durchsetzen? Das Thema Klärschlamm bleibt weiterhin spannend!