Der Großdiscounter LIDL betreibt seit Kurzem zusammen mit Günther Jauch als Werbegesicht eine aufwendige Kampagne zur sogenannten „Kreislaufflasche“ (wir berichteten). Diese wird darin als eine innovative Einwegflasche beworben, deren Ökobilanz nicht nur die anderer Einwegsysteme, sondern auch die von PET- und Glasmehrwegflaschen übertreffen soll. Am Anfang eines dazugehörigen Werbe-Videos steht die Frage, wie ausgerechnet eine Einwegplastikflasche eine der ökologischsten sein kann. Generell schließt sich an: Was ist wirklich besser – Einweg- oder Mehrwegflaschen?
Einwegflaschen grundsätzlich umweltschädlicher
Grundsätzlich sind herkömmliche Einwegflaschen aus Plastik umweltschädlicher als Mehrwegflaschen. Aus Kostengründen werden sie – entgegen aller Versprechungen – nicht vollständig recycelt. Alt-PET aus Einwegflaschen wird zerkleinert und anschließend eingeschmolzen, bevor es wiederverwertet wird. Lediglich ein Viertel der so gewonnenen Recyclingrohstoffe kommen wieder bei der Produktion neuer Getränkeverpackungen zum Einsatz. Aufgrund seiner Einfärbung eignet sich der Kunststoff oft nur noch zur Herstellung von Fasern oder Folie. Für neue Einwegflaschen wird daher häufig auch immer wieder neues PET benötigt.
Für die versprochene bessere Ökobilanz bedarf es bei der Kreislaufflasche zunächst einmal einer höheren Wiederverwertung in Form neuer Getränkeflaschen. Tatsächlich wird in dem LIDL-eigenen System das aus benutzten Flaschen gewonnene PET nahezu vollständig verwendet, um wieder neue Flaschen zu produzieren. Diese sind gewichtsoptimiert und benötigen folglich weniger Material. Allerdings müssen prozessbedingte Verluste in diesem Kreislauf durch zusätzliches PET ausgeglichen werden. Immerhin verwendet LIDL hierfür Rezyklate aus anderen Flaschen. Die Herstellung von weiterem Plastik bleibt somit auch hier weiterhin notwendig.
Mehrwegflaschen aus Glas oder PET: Transportweg entscheidend
Aufgrund der wesentlich besseren Wiederverwertung sind Mehrwegflaschen herkömmlichen Einwegplastikflaschen hinsichtlich ihrer Ökobilanz eindeutig überlegen. Auf den ersten Blick wirken dabei gläserne Mehrwegflaschen generell umweltfreundlicher als solche aus PET. Erstere lassen sich bis zu 50 Mal neu befüllen, ehe sie aussortiert werden. Plastikflaschen können dagegen nur halb so oft wiederverwendet werden.
Die Wiederverwertung ist jedoch nur ein Aspekt der Ökobilanz. Entscheidend sind insbesondere auch die Transportwege, die die Flaschen zurücklegen müssen. Aufgrund ihres höheren Gewichts schneiden hier die Glasflaschen umso schlechter ab, je weiter sie transportiert werden müssen.
Lediglich 0,5-Liter-Flaschen aus Glas sind ökologisch besser als gleich große PET-Flaschen, sofern sie regional vertrieben werden. Das ist das Ergebnis einer Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung (ifeu) in Heidelberg. 0,7-Liter-Glasflaschen und 1,5-Liter-Plastikflaschen schneiden bei kurzen Transportwegen in etwa gleich gut ab. Werden die Wege länger, hat Glas gegenüber Plastik praktisch keine Chance mehr.
In der Ökobilanz der „Kreislaufflasche“ ist der Transport vermutlich der größte Trumpf. Benutzte Flaschen werden vor dem Transport zur Recyclinganlage so stark gepresst, dass sie im Vergleich zu gestapelten Getränkekästen lediglich ein 26stel des Ladevolumens benötigen. Noch kleiner sind die neuen Flaschen, bevor sie zum Befüllen aufgeblasen werden. Das heißt, zumindest vor der Befüllung sowie zwischen Rückgabe und Recycling werden enorme Mengen an CO2-Emissionen eingespart.
Kreislaufflasche mindestens konkurrenzfähig
Eine neue ifeu-Studie, die sich eigens mit der Kreislaufflasche befasst, kommt zu dem Schluss, dass diese als 1,5-Liter-Flasche „mindestens konkurrenzfähig zu […] 0,7 l-Glas-Mehrwegflaschen“ ist. Das Gleiche gelte auch im Vergleich zu 1,0-Liter-PET-Mehrwegflaschen.
Unterm Strich lässt sich festhalten: Die als „Kreislaufflasche“ bezeichnete Einwegplastikflasche von LIDL kann in der Ökobilanz mit Mehrwegflaschen mithalten. Anderen PET-Einwegflaschen sind hingegen Mehrwegverpackungen stets vorzuziehen. Und generell gilt: Möglichst regionale Produkte kaufen.