„100% bio“, „natürlich“, „ökologisch“, „conscious“, „grün“, „fair“ – Im Alltag begegnen uns immer häufiger Prädikate, die ein Produkt, ein ganzes Unternehmen oder gar eine politische Strategie als besonders umweltfreundlich und ressourcenschonend ausweisen. Nachhaltigkeit steht derzeit hoch im Kurs. Aber Achtung: Nicht überall, wo „ökologisch“ drauf steht, ist auch „ökologisch“ drin. „Greenwashing“ heißt die Praktik, bei der das eigene Image in Sachen Nachhaltigkeit auf „grün“ poliert wird. Das ist gut für das Gewissen der Nutznießer, rechtfertigt höhere Produktpreise, beugt möglichen Regulierungen seitens der Politik vor und stärkt ganz allgemein die Lobbyarbeit – ohne dabei viel Geld zu investieren. Gegen steigende Treibhausgasemissionen, schrumpfende Wälder und unlautere Arbeitsbedingungen in einigen Teilen dieser Welt hilft es allerdings nicht.
Illusion von Nachhaltigkeit als Werbestrategie
Bei der Grünfärberei greifen die entsprechenden Akteure meist auf clevere Rhetorik und gut gewählte Bildsprache zurück. Beispielsweise wird eine unwichtige, aber dennoch richtige Eigenschaft, wie die „FCKW-freie“ Spraydose, beworben, obwohl das Treibmittel bereits seit 1991 in Deutschland verboten ist. Auch wird ein ingesamt negativer Zusammenhang gern verschleiert, indem eine einzelne positive Eigenschaften hervorgehoben wird, und ganz allgemein etwas schöngeredet. Was sowieso immer geht: Falschangaben. So lässt sich mit einer saftig grünen Wiese und einem seriös klingenden Siegel „aus artgerechter Haltung“ auf der Eierpackung das Bild von glücklichen Bio-Hühnern zeichnen. Die Verwendung von schwammigen Begriffen ohne klare Definition oder nachweisliche Zertifizierung tut ihr Übriges.
Fehlende Nachhaltigkeitsstandards geben Raum für Greenwashing
Das Problem ist offensichtlich: Für nachhaltiges Handeln und Wirtschaften gibt es nur wenige allgemeingültigen Standards, dafür viel Raum für Interpretation. Wie erkennen wir nun aber, wo grün gewaschen wird und wo es um echte Nachhaltigkeit geht? Anerkannte Zertifikate und Siegel garantieren beispielsweise die Echtheit grüner Produkte, Dienstleistungen oder Kampagnen. So steht das sechseckige Bio-Zeichen mit dem Schriftzug „Bio“ für staatlich verbriefte Mindeststandards laut EG-Öko-Verordnung. Im Nahrungsmittelbereich können sich Verbraucher auch auf die Kennzeichen demeter, Naturland und Ökoland verlassen. Was das nachhaltige Handeln von Textilunternehmen angeht, kann eine Internetrecherche Licht ins Dunkle bringen. Grundsätzlich gilt: Wer „grüne“ Angebote kritisch hinterfragt, fällt sicher weniger herein.