Im Winter bedecken Schnee und Eis Bürgersteige, Straßen und Radwege. Um sturz- und unfallfrei von A nach B zu kommen, helfen genau zwei Dinge: Geschwindigkeit reduzieren oder Streuen. Die meisten entscheiden sich wahrscheinlich eher für Letzteres. Denn insbesondere für Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer können rutschige Wege teure Folgen nach sich ziehen, wenn Passanten hierbei zu Schaden kommen. Einer der bequemsten Wege, Schnee und Eis zum Schmelzen zu bringen, ist sicherlich das Ausbringen von Streusalz. Das wird in Deutschland auch reichlich so gehandhabt: Etwa 1,5 Millionen Tonnen Salz landen jährlich auf unseren Straßen – in besonders harten Wintern auch mal mehr als 4 Millionen. Abgesehen davon, dass der Einsatz von Streusalz in vielen Gemeinden – zumindest auf privaten Grundstücken – verboten ist, schadet der Gebrauch überall der Umwelt massiv.
Zu viel Streusalz schädigt die Umwelt
Über das Schmelzwasser gelangt Streusalz in den Boden, wo es von Pflanzen und Bäumen über die Wurzeln aufgenommen wird. Ein Übermaß an Salz bringt die Organismen jedoch in eine Stresssituation, die zu einer vermehrten Wasserabgabe und etwas zeitverzögert zu einem verfrühten Laubfall, braunen Blättern und einem späten Austrieb im Frühling führt. Salzhaltiges Spritzwasser an stark befahrenen Straßen trägt außerdem dazu bei, oberirdische Pflanzenanteile zu verätzen. Auch Böden und Gewässer leiden unter einem zu hohen Salzgehalt durch Streusalz. Abseits der Umweltschäden kann das Salz Entzündungen von Haustierpfoten verursachen und Rostbildung bei Kratzern im Autolack beschleunigen. Diese korrosive Wirkung von Streusalz wird auch an Bauwerken aus Stahl, Eisen und Stahlbeton sichtbar.
Alternative Streumittel bei Glatteis
Glücklicherweise gibt es auch andere Mittel und Wege, gegen Glatteis vorzugehen. Das Umweltbundesamt rät dazu, Sand, Splitt oder Granulat als Streugut einzusetzen. Diese lösen Schnee und Eis zwar nicht auf, sorgen aber für eine bessere Griffigkeit der Fläche und verhindern damit ein Ausrutschen. Damit das auch einen Effekt erzielt, muss jedoch mit hoher Dichte gestreut werden – etwa 100 Gramm Streumittel pro Quadratmeter Fläche. Die Ökobilanz dieser Salzalternativen ist laut Janna Kuhlmann vom Bund für Umwelt und Naturschutz jedoch auch nicht makellos. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung warnte sie vor giftigen Substanzen wie Arsen, Blei oder Quecksilber, die in Splitt und Granulat enthalten sind. Umweltfreundlich sind Split und Co. daher nur, wenn sie nach der frostigen Periode zusammengefegt und wiederverwendet werden. Denn so können die enthaltenen schädlichen Stoffe nicht mehr durch z. B. Regenwasser in der Umgebung verteilt oder in die Kanalisation gespült werden.
Daher sind Straßenmeistereien und Kommunen stets auf der Suche nach einem Streumittel, das gut gegen Schnee- und Eisglätte wirkt und möglichst umweltverträglich ist. Man denkt in diesem Zusammenhang beispielsweise über die Verwendung von Mais-Spindel-Granulat, Kaliumcarbonat (bekannt als Pottasche) oder Formiaten (Salze der Ameisensäure) nach. In Dingolfing verteilt die Straßenmeisterei sogar Gurkenklärlake als Schutz vor Glatteis auf Straßen und Wegen. Klimaschutz Kommune berichtete hier darüber.
Auch das Streuen mit Sand ist nicht ideal, wie Markus Petersen, Abteilungsleiter Straßenreinigung und Winterdienst in der Stadt Lübeck, in einem Interview anmerkt. Er hat die Erfahrung gemacht, dass durch die Verbindung von Schnee und Sand Wege mit der Zeit abstumpfen und in besonders frostigen Nächten starke Verkrustungen, sogenannte Eispanzer bilden. Die sorgen vor allem auf Radwegen hin und wieder sogar für platte Fahrradreifen. Hier gilt es, einen akzeptablen Weg zwischen Umweltschutz, Sicherheit und Komfort zu finden. Für die Stadt Lübeck ist Sand daher keine Alternative mehr. Wie sich die Kommune jetzt ganz neu auf den Winter einstellt, lesen Sie im vollständigen Interview mit Markus Petersen hier.
Bei Glatteisgefahr Schippe und Besen bereithalten
Streumittel mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“ stellen eine weitere Alternative zum Streusalz dar. Hierbei handelt es sich meistens um Gesteine wie Bims, Basalt oder Blähton, welche salzfrei sind und weitgehend ohne umweltschädliche Bestandteile auskommen. Allerdings sind diese etwas teurer und im Falle von Blähton sehr energieintensiv.
Fakt ist jedoch: Wer bei Glatteis und Schnee der Umwelt und seinen Mitmenschen keinen Schaden zufügen will, kommt um Besen und Schippe nicht herum. Je frühzeitiger damit Wege geräumt werden, desto besser. Und wer für eine erhöhte Sicherheit auch auf Streumittel zurückgreifen möchte, kauft entsprechend umweltschonende Produkte. Dann steht einer sturz- und rutschfreien Winterzeit nichts mehr im Wege.