Manche Haushaltsabfälle wird man nur auf dem Wertstoffhof los. Der Besuch dieser kommunalen Abfallannahmestellen ist jedoch nicht selten mit langen Warteschlangen und -zeiten verbunden. Um hier Abhilfe zu schaffen, setzen erste Kommunen nun auf eine digitale Nutzung ihrer Wertstoffhöfe, die auch eine Abgabe außerhalb der Öffnungszeiten ermöglicht.
Wertstoffhof: Wenn alle zur selben Zeit kommen
Auf Wertstoffhöfen werden die Bürgerinnen und Bürger einer Kommune mehr oder weniger all jene Abfälle los, die von der Müllabfuhr nicht abgeholt werden, wie etwa Sperrmüll, Gartenabfälle, Elektro- und Haushaltsschrott, Batterien, Altglas oder -textilien. Auch Verpackungs- und Papiermüll lassen sich hier in der Regel bei Bedarf abgeben. Wer jedoch schon einmal samstags einen kommunalen Wertstoffhof aufgesucht hat, wird das damit verbundene Bild schier endloser Autoschlangen vermutlich nicht vergessen haben. Doch nicht nur am Wochenende kann es dauern, bis man an der Reihe ist. Auch unter der Woche heißt es insbesondere zu den ersten und letzten Stunden der Öffnungszeiten zumeist Anstellen und Warten.
Dass es zu solchen Staus kommt, hängt schlicht damit zusammen, dass die meisten Leute zur selben Zeit Zeit haben, nämlich dann, wenn sie nicht gerade arbeiten. Den größten Andrang gibt es dementsprechend außerhalb bzw. an den Rändern der Kernarbeitszeiten. Damit nicht alle gleichzeitig ihren Abfall abzugeben versuchen, wäre ein digitales Terminvergabesystem sinnvoll.
Eine konkrete Lösung setzt hier nun außerhalb der Öffnungszeiten an: Mithilfe einer App können die Nutzenden einen 15-minütigen Anlieferungstermin buchen und ihren Abfall ganz ohne Wartezeiten im „Self-Service“ entsorgen. Das System kommt momentan erfolgreich auf dem Wertstoffhof Coesfeld (und dem Recyclinghof Lörrach-Haagen) zum Einsatz, wo es zuvor bereits eine mehrmonatige Pilotphase absolvierte.
Self-Service für PKK, Grünschnitt und Sperrmüll
Die App trägt den Namen MAEX, was für „Modulare AbfallEntsorgung für X- Anwendungsfälle“ steht. Entwickelt wurde sie von REMONDIS Digital – einem Tochterunternehmen der REMONDIS-Gruppe, die auch den Wertstoffhof Coesfeld für die Kommunen Coesfeld, Billerbeck und Rosendahl betreibt. Dort ist die App mit dem Schließmechanismus des Hoftores gekoppelt, so dass auch Mitarbeitende des Wertstoffhofes keine Überstunden machen müssen.
Um die digital gestützte Selbstbedienung verwenden zu können, müssen die Nutzenden sich zunächst registrieren und ein Nutzerkonto anlegen. Seit Beendigung der kostenlosen Testphase sind dabei auch Zahlungsinformationen zu hinterlegen. Vor der Terminbuchung wählen sie dann in der MAEX-App in einem Abfallkatalog aus, welche Abfälle sie entsorgen möchten. Im Anschluss legt man das gewünschte Zeitfenster für die Entsorgung fest. In diesem kann dann vor Ort am Wertstoffhof das Tor direkt mit dem Handy geöffnet werden.
Nicht alle Abfallarten lassen sich über das Self-Service-System entsorgen. In Coesfeld sind diese auf PPK (Papier, Pappe und Kartonage), Grünschnitt, Möbelholz und Sperrmüll beschränkt. Auch ist der Selbstbedienungsbereich vom Rest des Wertstoffhofs abgetrennt, so dass die Behälter für bezahlungspflichtige Abfälle wie Bauschutt unzugänglich bleiben. Die Container sind hier zudem kleiner und vor allem niedriger, um den Zugang zu erleichtern.
Während die Entsorgung der vier Abfallarten kostenlos ist, hat die Nutzung des Self-Services ihren Preis: Vier Euro kostet eine Toröffnung. Einer Umfrage zufolge ist es das den Bürgerinnen und Bürgern von Coesfeld, Billerbeck und Rosendahl wert. Wer das System nutzt, sorgt gleichzeitig dafür, dass die Schlangen vor dem Wertstoffhof kürzer werden. Coesfelds Bürgermeisterin Eliza Diekmann zeigt sich zudem in einem Interview überzeugt: „Es trägt dazu bei, dass weniger Abfall in der Natur landet.“