Häuserdächer im Winter mit rauchendem Schornstein Team DF@AdobeStock
Energie 13. Februar 2025

Nachhaltig lüften und heizen im Winter

Ein Leben ohne Heizung ist im Winter hierzulande praktisch undenkbar. Von einem wirklich nachhaltigen Heiz- und Lüftungsverhalten sind viele Haushalte jedoch noch weit entfernt. Wir zeigen, wie Sie am besten Heizkosten sparen und Schimmel vermeiden können.

Heizen ist im Winter für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden unerlässlich. In deutschen Haushalten entfallen über 90 Prozent der Energie auf Wärmeanwendungen, rund zwei Drittel davon allein auf die Raumwärme. Schlechte oder ineffiziente Heizgewohnheiten führen jedoch immer wieder dazu, dass mehr Energie verbraucht wird, als eigentlich nötig wäre. Das ist in mehrerlei Hinsicht problematisch. Der Großteil der Heizenergie in Deutschland stammt nach wie vor aus fossilen Energiequellen, deren Verbrennung klimaschädliches CO2 freisetzt. Zugleich bedeutet ein zu hoher Energieverbrauch aber auch eine unnötige Belastung für den Geldbeutel. 

Beim richtigen Heizverhalten geht es jedoch nicht nur um Energieeffizienz, sondern auch um eine regelmäßige Frischluftzufuhr und Reduzierung der Luftfeuchtigkeit. Durch unsere Atmung wandeln wir permanent Sauerstoff in CO2 um, wodurch dessen Gehalt in der Raumluft stetig zunimmt. Zugleich geben Möbel und Baustoffe Schadstoffe an die Luft ab. Beides führt auf Dauer zu Müdigkeit und Konzentrationsproblemen. Darüber hinaus gelangen über Aktivitäten wie Kochen und Duschen sowie selbst übers Schwitzen mehrere Liter Wasser am Tag in die Raumluft, die zu Schimmelbildung führen können. Kurzum: Heizen und Lüften gehören zusammen. Und bei beidem ist das richtige Maß und Timing gefragt.

Nachhaltig heizen: Mindesttemperatur und Bausubstanz

Ein großer Irrtum besteht in der Annahme, dass man Heizkosten spart, wenn die Heizung ausgeschaltet ist. Das Gegenteil ist in der Regel der Fall. Tatsächlich empfiehlt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV), eine Mindesttemperatur von 17 Grad Celsius in Räumen sowie 15 Grad in Fluren. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen kühlen die Wände bei niedrigeren Temperaturen so weit ab, dass mehr Energie benötigt wird, um den Raum wieder auf eine angenehme Temperatur zu heizen, als man über die ausgeschaltete Heizung einspart. Zum anderen begünstigen große Temperaturunterschiede (>5 °C) zwischen den Räumen die Bildung von Schimmelpilzen in den kühleren Bereichen. Zwischen unterschiedlich beheizten Zimmern sollte daher möglichst immer auch die Tür geschlossen bleiben.

Wichtig ist außerdem, dass sich Heizungsluft im Raum ausbreiten kann. Deshalb sollten Heizkörper stets frei stehen und nicht durch Möbelstücke verdeckt sein. In manchen Fällen, vor allem bei unsanierten Altbauten, ist eine höhere Mindesttemperatur nötig, um ein Auskühlen der Wände zu verhindern und sie trocken zu halten. Generell empfiehlt sich bei schlecht gedämmten Gebäuden eine energetische Sanierung, die langfristig Energie und Kosten spart. Gleichsam kann ein Heizungsaustausch angebracht sein, wenn es sich um eine veraltete, ineffiziente Anlage handelt. Eine regelmäßige Wartung ist wiederum Voraussetzung für den ordnungsgemäßen und effizienten Betrieb jeder Heizungsanlage.

Nachhaltig lüften: Stoßlüften und auf die Luftfeuchtigkeit achten

Beim richtigen Lüften geht es um maximalen Luftaustausch bei minimalem Wärmeverlust. Die Luft muss demnach möglichst schnell ausgetauscht werden, damit nur wenig Wärme nach draußen entweicht. Das gelingt nur per Stoßlüftung: Die Fenster werden für einige Minuten (5-10 laut BMUV, 3-5 nach Verbraucherzentrale) voll geöffnet, wobei sämtliche Heizkörper im Zimmer abgedreht sein sollten. Optimal ist eine Querlüftung, bei der die gegenüberliegenden Fenster eines Raumes gleichzeitig offen sind. Die Verbraucherzentrale empfiehlt, drei- bis viermal am Tag auf diese Weise zu lüften, bei Abwesenheit reiche auch einmal morgens und abends. 

Bei feuchter Luft, wie sie beim Kochen, Duschen oder Baden entsteht, ist sofortiges Stoßlüften angebracht. Wie feucht die Luft im Raum sein darf, bevor Schimmel droht, hängt wieder von der Bausubstanz ab. Während ein gut gedämmtes Gebäude oft noch 60 Prozent Luftfeuchtigkeit lange gut verkraften mag, fühlen sich Schimmelpilze bei schlechter Dämmung an geeigneten Stellen wie Wärmebrücken schon bei 40-prozentiger Feuchte wohl. Deshalb empfiehlt es sich gerade in Altbauten, die Luftfeuchte – zum Beispiel mit einem Hygrometer – im Auge zu behalten. Spätestens, wenn die Scheiben von innen beschlagen, ist Stoßlüften angesagt.

Gewaschene Wäsche sollte übrigens gut geschleudert in einem mindestens 20 Grad warmen Zimmer getrocknet werden, wenn es keine Möglichkeit zum Trocknen an der frischen Luft gibt. Da Wäsche selbst noch nach starkem Schleudern die Luftfeuchtigkeit im Raum schnell um 30 Prozent steigern kann, muss hier umso häufiger gelüftet werden.

Kommunen unterstützen bei nachhaltiger Wärmeversorgung

Kommunen können ihre Bürgerinnen und Bürger auf vielfältige Weise bei einer nachhaltigen Wärmeversorgung unterstützen. Ein hervorragendes Beispiel hierfür ist die Stadt Bottrop. Hier wurde im Rahmen des Projekts InnovationCity Ruhr zwischen 2010 und 2020 der CO2-Abdruck eines kompletten Stadtteils halbiert. Maßgeblich dazu beigetragen haben energetische Sanierungen. Bei einer jährlichen Sanierungsquote von 3,3 Prozent wurden bis zum Ende des Projekts insgesamt 36,6 Prozent aller Wohngebäude energetisch modernisiert. Eine wichtige Grundlage für diese Quote bestand u. a. in der Einrichtung von sieben Quartiersbüros, die kostenlose und unbürokratische Beratungen für Bürger und Gewerbetreibende anboten. Zudem wurden Sanierungsmaßnahmen finanziell unterstützt: Für das Einsparen von zehn Prozent CO2-Emissionen gab es zehn Prozent Förderung.

Bottrop ist aber nicht die einzige Kommune, die ihren Bürgerinnen und Bürgern bei der Verwirklichung einer nachhaltigen Wärmeversorgung zur Seite steht. Es lohnt sich, sich vor Ort zu Fördermöglichkeiten zu informieren. Die Heinrich Böll Stiftung informiert außerdem in ihrem aufschlussreichen Heft zur Wärmewende über staatliche Förderungen und Lösungen. 

Klimaschutz Kommune - Energiegewinnung: Große Potentiale durch Kreislaufwirtschaft
Energie 1. Juni 2022

Energiegewinnung: Große Potentiale durch Kreislaufwirtschaft

Energiegewinnung: Große Potentiale durch Kreislaufwirtschaft - Lesen Bundesweit
Hand schwenkt Europaflagge vor grünem Hintergrund
Allgemein 4. Februar 2022

Kommunen und der European Green Deal

Kommunen und der European Green Deal - Lesen Bundesweit
Klimaschutz Kommune - Welche Verpackung ist die beste?
Abfall 1. Januar 2022

Welche Verpackung ist die beste?

Welche Verpackung ist die beste? - Lesen Bundesweit