Zum Frühlingsanfang räumen viele Menschen gern auf und trennen sich von alten Dingen. Zum Beispiel von Altkleidern, wie ausgedienten Jeans, Pullovern oder Schuhen. Platz machen für Neues ist da die Devise. Immerhin kaufen die deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher etwa 60 neue Kleidungsstücke pro Jahr. Davon wird jedes fünfte selten oder nie getragen, wie eine Umfrage der Umweltschutzorganisation Greenpeace offenbart. Was können wir für einen nachhaltigeren Umgang mit Kleidung und Textilien machen?
Gut erhaltene Altkleider weiter nutzen
Der Spruch „Weniger ist mehr“ gilt auch für den Kleiderschrank. Schon beim Kauf ist es ratsam, Qualität statt Quantität walten zu lassen. Ist die Kleidung aus der Mode gekommen, hilft manchmal ein Upcycling. Hierbei werden alte Hemden, Jacken oder Hosen mit etwas handwerklichem Geschick in coole Outfits verwandelt oder zur Kindergarderobe umfunktioniert.
Gut erhaltene Kleidung, die im eigenen Schrank keinen Platz mehr findet, kommt vielleicht woanders unter. Wohltätigkeitsorganisationen, wie das Deutsche Rote Kreuz oder die Caritas, freuen sich immer über Spenden. Diese werden über Sozialkaufhäuser oder Kleiderkammern an Bedürftige ausgegeben. Für den Tausch oder Verkauf von Secondhandmode gibt es mittlerweile auch zahlreiche Angebote, wie Tauschmärkte oder -läden, Secondhand-Shops und Online-Verkaufsplattformen. Für das eine oder andere Stück lässt sich auf diesem Weg auch noch ein fairer Preis erzielen.
Sammlung für kaputte Textilien
Doch wohin mit Kleidung, die niemand mehr gebrauchen kann? Kaputte und untragbare Textilien kommen in die Altkleidersammlung oder den Altkleider-Container. Bei starker Verschmutzung, wie Farb- oder Ölflecken, dürfen Textilien auch mal im Restabfall entsorgt werden – das sollte aber die Ausnahme bleiben. So ein Altkleider-Container findet sich in fast jedem Stadtbezirk. Da die Sammelbehälter nicht für jeden bequem erreichbar und bisweilen auch Opfer von Vandalismus sind, entstehen zunehmend neue Ideen für die Sammlung von ausgedienten Textilien.
In Hamburg gibt es beispielsweise einen umweltfreundlichen Abholservice für Altkleider, der Schuhe und textile Haushaltswaren direkt an der Haustür abholt. Der TextilTiger ist eine gute Lösung für Menschen, die kein Auto nutzen und keinen Sammelbehälter in der Nähe haben. Das Plus für mehr Nachhaltigkeit: Je nach abzuholender Menge rückt der Textiltiger mit Elektro-Fahrzeug oder Lastenrad an.
Wiederverwendungsquote von Altkleidern bei 62 %
Die rund 1,3 Millionen Tonnen Gebrauchttextilien und Schuhe, die laut einer Studie des bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e. V. jährlich in deutschen Privathaushalten anfallen, werden dann auf verschiedene Weise behandelt. 62 % der Gesamtmenge können laut bvse wiederverwendet werden. Diese noch gut erhaltenen Stücke gehen entweder an Secondhand-Shops in Deutschland, West- oder Osteuropa oder werden beispielsweise nach Afrika zur Zweitverwendung importiert. Rund 26 % der gesammelten Alttextilien können z. B. als Putzlappen weiterverwendet oder recycelt werden. Beseitigt oder thermisch verwertet werden noch gut 12 %.
Die recht hohe Wiederverwendungsquote sollte nicht rechtfertigen, dass in Deutschland und Europa immer mehr und zu viele Textilien gekauft werden. Solange billige Fast Fashion-Mode den Markt, Kleiderschränke, Sammelcontainer und Entwicklungsländer überschwemmt, wird die zunehmende Altkleiderflut nicht gestoppt. Hier sind sowohl Produktionsunternehmen, die die Recyclingfähigkeit von Materialien von Anfang an mitdenken, und auch verantwortungsvoll konsumierende Verbraucherinnen und Verbraucher gefragt.