Abfallgebühren sind nicht gleich Abfallgebühren: Wie viel Geld Bürgerinnen und Bürger für die Entsorgung ihrer Abfälle bezahlen müssen, ist von Kommune zu Kommune verschieden. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln im Auftrag des Eigentümerverbands Haus & Grund hat in einer Modellrechnung ermittelt, dass die Abfallgebühren in den 100 größten deutschen Städten durchschnittlich bei 312 Euro pro Jahr für einen Vier-Personen-Haushalt liegen.
Dabei ist Nürnberg mit 130 Euro am günstigsten, dicht gefolgt von Flensburg und Wolfsburg. Leverkusen, Trier und Bergisch Gladbach sind hingegen am teuersten – mit teils knapp 500 Euro hohen Raten. Erstmalig hat das IW Köln auch die Abfallgebühren von 25 mittelgroßen Städten untersucht. Den niedrigsten Wert weist Brandenburg an der Havel auf. Am teuersten sind Nordhausen, Celle und Neunkirchen. Wie kommt es zu den Diskrepanzen?
Unterschiedliche Angebote sorgen für unterschiedliche Abfallgebühren
Gründe für die unterschiedlichen Gebühren können laut des IW Köln unter anderem die Qualität der Entsorgung, unterschiedliche Abholrhythmen, aber auch unterschiedliche Angebote sein. So fallen beispielsweise als Ursache für die niedrigen Kosten in Nürnberg laut Hans-Peter Kauppert, zweiter Werkleiter der städtischen Abfallwirtschaft, verschiedene Aspekte zusammen: Zum einen ist die Abfallverbrennungsanlage zentral gebaut. So entstehen keinerlei Leerfahrten und es wird Kraftstoff gespart. Auch versucht der Betrieb, möglichst wenig Personal einzusetzen.
Bergisch Gladbach als einer der traurigen Spitzenreiter zahlt hingegen als Stadt bereits hohe Anfahrtsgebühren für die anschließende Entsorgung bzw. Verwertung des Mülls in Anlagen in Leverkusen und Lindlar. Auch für Altdeponien im Stadtgebiet fallen hohe Kosten an, die in Teilen an die Bürgerinnen und Bürger weitergegeben werden.
Einwohnerzahl, Einwohnerdichte und Haushaltslage stehen laut Kai Warnecke, Präsident von Haus und Grund, dagegen in keinem Zusammenhang zur Gebührenhöhe: „Am Ende liegt es an individuellen Gegebenheiten wie falsch dimensionierten Müllverbrennungsanlagen, weniger effizienten Services oder einer fehlenden ambitionierteren Politik, die die Müllgebühren in die Höhe treiben.“
VKU: Pauschaler Vergleich der Städte nicht sinnvoll
Der Verband kommunaler Unternehmen bezweifelt die Aussagekraft der Studie: Die Bedingungen für die Abfallbeseitigung und das Leistungsangebot der Kommunen seien von Stadt zu Stadt so unterschiedlich, dass ein pauschaler Vergleich nicht sinnvoll sei, heißt es von Seiten des VKU.
Die Kritik mag berechtigt sein, übersieht jedoch das zentrale Anliegen der Studienautoren: Sie wollen Gemeinden dafür sensibilisieren, ihre Abgaben nachvollziehbarer und damit fairer zu gestalten. Beispielsweise böten laut Warnecke nur 17 der 100 größten deutschen Städte einen Gebührenrechner an. Dieser wäre ein erster Schritt in Richtung Transparenz. Ein nächster Schritt wäre eine stärkere Standardisierung der Ordnungen. Idealerweise könnten hier die kosteneffizienten Städte für Kommunen mit aktuell hohen Kosten und einem niedrigen Servicegrad als Vorbild dienen.