Da Kunststoffverpackungen und -abfallbeutel sowie andere Kunststoffprodukte sich nur sehr langsam zersetzen, stellen sie eine große Belastung für die Umwelt dar. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher setzen daher in ihrem Wunsch, umweltbewusst zu handeln, auf kompostierbare Produkte aus Bioplastik. Dass diese jedoch offenbar nicht unbedingt das halten, was sie versprechen, hat nun ein Experiment der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ergeben.
Die ernüchternde Bilanz: Kein einziges Produkt konnte bei der Kompostierung wirklich vollständig zersetzt werden. Die DUH fordert daher ein Verbot für die Bewerbung angeblicher Kompostierbarkeit und hat eine entsprechende Protestmail-Aktion gestartet, die sich an Bundesumweltministerin Steffi Lemke richtet.
Produkte aus Bioplastik nicht kompostierbar
Das Experiment wurde in einer Kompostierungsanlage im Rhein-Sieg-Kreis unter Anwesenheit verschiedener Pressevertreterinnen und -vertreter durchgeführt. Getestet wurden verschiedene, handelsübliche Verpackungen aus Bioplastik, indem sie für drei Wochen in die industrielle Rotte gegeben wurden. Darunter waren Riegelverpackungen, Wegwerfteller, To-go-Becher und Kaffeekapseln sowie Bioplastikprodukte wie Abfallsammelbeutel, Schuhe und Einwegrasierer.
Alle getesteten Verpackungen und Produkte verfügten über Aufdrucke wie „kompostierbar“ oder „biologisch abbaubar“. Doch keines der Testobjekte konnte dieser Deklaration wirklich gerecht werden. Ein Großteil überstand die Behandlung in der Anlage praktisch unverändert. Der Rest zerfiel lediglich in Stücke, die allerdings zu einer Beeinträchtigung der Kompostqualität führen könnten.
Kompostierbares Plastik ist Werbelüge
Die DUH wertet dieses Ergebnis als eindeutigen Beweis dafür, dass es sich bei der deklarierten Kompostierbarkeit um eine Werbelüge handelt. Sie weist auf die fatalen Folgen hin, die solche Falschbehauptungen haben könnten. „Statt umweltbewussten Konsum zu ermöglichen, führen Werbeaussagen zur Kompostierbarkeit von Bioplastikprodukten zu falschen Annahmen über deren Umweltverträglichkeit und Entsorgung“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.
DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer sieht folgende möglichen Gefahren: eine Belastung landwirtschaftlicher Flächen durch Plastikpartikel, eine beeinträchtigte Bioabfall-Kompostierung sowie eine Vermüllung der Umwelt. Hinzu käme ein geringerer Anreiz für die Nutzung nachweislich umweltfreundlicherer Alternativen.
Herstellung von Bioplastik nicht umweltfreundlich
In einer Pressemitteilung zum Experiment weist der gemeinnützige Verein noch auf ein weiteres Problem mit Bioplastik hin: Auch die Herstellung der vermeintlich nachhaltigeren Plastikalternative ist keineswegs umweltfreundlich. So würden zur Produktion häufig unökologisch kultivierte Nutzpflanzen aus Monokulturen eingesetzt. Weniger Abfall fällt am Ende nicht an.
Fast sämtliche Bioplastikprodukte dürfen nicht in der Biotonne entsorgt werden. Dort landen sie jedoch aufgrund der falschen Angaben zu ihrer Kompostierbarkeit häufig. Das falsch entsorgte Bioplastik muss anschließend aus dem Kompost aussortiert werden und wird letztendlich verbrannt.