In Baden-Württemberg konnte der Bereich Abfallwirtschaft/Abwasser den Ausstoß klimaschädlicher Gase um 6,6 % senken. „Damit hat sich der positive Trend des Sektors weiter fortgesetzt“, sagte Umweltstaatssekretär André Baumann jüngst bei der Vorstellung der Abfallbilanz 2022. Ein wichtiger Grund für diesen Trend sieht Baumann in der Kreislaufführung von Abfällen. „Abfälle leisten auf vielfältige Weise einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, zur Energiewende und zur Rohstoffversorgung in Baden-Württemberg“, sagte er. Um die Kreislaufwirtschaft weiter auszubauen, gelte es, das Potenzial von Abfall als Wertstoff noch stärker zu nutzen. Hierfür müssten Abfälle noch öfter getrennt gesammelt werden. Dabei betonte Baumann insbesondere den Wert der biologischen und energetischen Verwertung von Bioabfall.
Ziel: 100 % Vergärung von Bioabfall
54 Kilogramm Bioabfälle pro Kopf wurden 2022 in Baden-Württemberg gesammelt. Davon gingen 32 % in Kompostierungsanlagen und wurden u. a. zu Dünger, Blumenerde und Bodenverbesserer weiterverarbeitet. Der größte Anteil der Bioabfälle gelangte in Vergärungsanlagen. Aus dem hier gewonnenen Biogas wurde klimafreundlicher Strom und Wärme erzeugt. Diese Mehrfachnutzung von Bioabfällen konnte gegenüber 2021 um 1 % auf 68 % gesteigert werden. Bereits bei der Vorstellung der Vorjahresbilanz formulierte Baumann hier ein klares Ziel: 100 % Vergärung. Zukünftig sollten 400.000 Menschen mit Strom und Wärme aus Bioabfall versorgt werden.
Um Abfälle solchermaßen wieder in den Kreislauf einzubringen, ist eine sorgsame Trennung der einzelnen Fraktionen notwendig. Was das Getrenntsammeln von Bioabfällen angeht, gibt es in Baden-Württemberg jedoch noch Luft nach oben. Stichpunktartige Untersuchungen haben ergeben, dass der Anteil fremder Stoffe im Bioabfall bei durchschnittlich 2,3 bis 2,6 % läge, wie eine Sprecherin des Umweltministeriums im Mai gegenüber den Badischen Neuesten Nachrichten sagte. In einzelnen Gebieten würden sogar Werte von bis zu 15 % berichtet. Glas, Plastik und andere Kunststoffe finden immer wieder ihren Weg in die braune Tonne und erschweren die Verwertung der organischen Abfälle. Das betrifft vor allem auch die vermeintlich kompostierbaren Plastiktüten.
Biogas für klimafreundlichen Strom
Um Fehlwürfe auf ein Minimum zu reduzieren, führen einige Landkreise bereits Kontrollen durch. So hat die Abfallwirtschaft im Rems-Murr-Kreis mit der Kreisstadt Waiblingen im Sommer schon zum zweiten Mal tausende Biotonnen auf Störstoffe untersucht. Für den Blick in die Tonne hatte das Entsorgungsunternehmen zusätzliches Personal und Sammelfahrzeuge mit Störstoffdetektoren eingesetzt. Tonnen mit Fremdstoffen blieben ungeleert stehen. Auf diese Weise will das kommunale Unternehmen die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis zu einer sorgfältigeren Trennung von Abfällen anregen.
Die Bioabfälle im Rems-Murr-Kreis gelangen dann zu 100 % in die kreiseigene Biovergärungsanlage nach Backnang-Neuschöntal. 2022 wurden aus den rund 37.500 Tonnen Bioabfall circa 5.900 Tonnen gütegesicherter Kompost hergestellt. Das bei der Vergärung entstandene Biogas versorgte knapp 3.000 Haushalte mit klimafreundlichem Strom.