Wildes Abstellen von Leih-Fahrrädern oder City-Rollern war gestern: Die Stadt Frankfurt am Main will im Zuge der Verkehrswende nachhaltige Verkehrsmittel künftig an verschiedenen Standorten im öffentlichen Verkehrsnetz bündeln. Insgesamt 950 Mobilitätsstationen sollen im städtischen Raum errichtet werden. E-Scooter und Co. dürfen dann nur noch auf entsprechend markierten und digital überwachten Parkflächen abgestellt werden. In einem Umkreis von 100 Metern außerhalb der Markierungen können Fahrzeuge nicht mehr abgegeben werden. Dieses System hat sich bewährt: Seit April dieses Jahres gibt es rund um den Frankfurter Hauptbahnhof markierte Abstellplätze, die dem unregulierten Abstellen von Leihfahrzeugen ein Ende bereitet und deren Weiternutzung vereinfacht haben.
Mehr Ordnung in der Stadt durch ausgewiesene Stellplätze
50 Abstellflächen dieser Art zählt Frankfurt bereits. Bis 2029 will die Stadt gemeinsam mit der städtischen Nahverkehrsgesellschaft traffiQ ein flächendeckendes Netz aufbauen. Neben den ausgewiesenen Stellplätzen soll auch das Carsharing-Angebot deutlich erweitert werden. Der Frankfurter Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert sagte in einer Presseinformation zum Thema: „Mit anwenderfreundlichen Mobilitätsstationen vereinfachen wir den Wechsel von einem Verkehrsmittel zum anderen, etwa von der Bahn aufs Lastenrad, den E-Roller oder aufs Leihauto. Damit fördern wir nachhaltige ‚Shared Mobility‘-Angebote und sorgen für mehr Ordnung im begrenzten öffentlichen Verkehrsraum – trotz der vielen verschiedenen Verkehrsmittel.“
Die Mobilitätsstationen sollen u. a. an zentralen Knotenpunkten in der Region errichtet werden und verschiedene nachhaltige Verkehrsmittel miteinander kombinieren, darunter S- und U-Bahn. Auch soll es die Möglichkeit geben, eigene Fahrräder abzustellen. Je nach Bedarf vor Ort wird es drei unterschiedliche Größen für die Stationen geben. Die kleinste Größe S umfasst etwa die Fläche eines Parkplatzes und bietet Platz für Fahrräder und E-Roller. Mehr als 500 Stationen dieser Größenordnung sind für die Innenstadt und den innenstadtnahen Bereich geplant. Um die 450 Stationen der Größe M und L, die auch Raum für CarSharing bieten, sollen laut traffiQ an Haltestellen des Nahverkehrs, in Wohnquartieren sowie an Außenästen des Schienenverkehrs und an Schienenknotenpunkten entstehen.
VCD gibt Tipps zur Integration von Mobilitätsstationen
Die Idee der Mobilitätsstationen ist nicht neu. Städte wie Leipzig, München, Berlin und Düsseldorf bündeln ihre Sharing-Angebote bereits seit längerem. Mit den sogenannten Jelbi-Stationen fördert die Berliner Verkehrsgesellschaft den schnellen und komfortablen Umstieg von Bus oder Bahn auf Leihauto, -rad oder-roller. Was es bisher nur in der Innenstadt gab, wird aber auch zunehmend in den Außenbezirken der Metropole etabliert, um allen Menschen eine nachhaltige und flächendeckende Mobilität zu ermöglichen. In Leipzig betreiben die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) aktuell 46 Mobilitätsstationen und 28 Standorte für E-Scooter. Von August bis September konnten sich Bürgerinnen und Bürger bei der Suche nach weiteren Standorten aktiv einbringen. Bis 2030 will die Stadt das Netz kontinuierlich um bis zu 400 neue Stationen ausbauen.
Der Verkehrsclub Deutschland e. V. (VCD) sieht in Mobilitätsstationen einen Erfolgsfaktor für die Verkehrswende. Sie verknüpften verschiedene Verkehrsangebote im Straßenraum und ermöglichten insbesondere kurze Wege zu den einzelnen Stationen, was laut einer Umfrage des VCD für 68 % der Großstädterinnen und Großstädter wichtig sei. Um diese erfolgreich im Alltagsverkehr zu integrieren, gibt der VCD einige Tipps. So sollten alltagstaugliche Mobilitätsstationen eine Vielzahl von Standorten erschließen, auch Wohnquartiere. Dabei sei weniger entscheidend, eine hohe Anzahl und Vielfalt an Fahrzeugen an einzelnen Stationen vorzuhalten. Eine großzügige zentrale Mobilitätsstation mit umfangreicherem Angebot und einem Mobilitätszentrum mit persönlicher Beratung könnten den Einstieg in die Angebote erleichtern.
Weitere Hinweise und Tipps zur Integration von Mobilitätsstationen in den Verkehr vor Ort erhalten Kommunen beim VCD.