Messestand beim Kongress Klimaneutrale Kommunen 2024 in Freiburg im Breisgau Robin Wagner
Allgemein Energie 18. Februar 2025

Klimaschutz und Wirtschaft zusammen denken

Zum „14. Kongress Klimaneutrale Kommunen“ auf der Messe Freiburg kamen mehr als 250 Fachbesucherinnen und -besucher aus u. a. kommunaler Verwaltung, Versorgungsunternehmen, Verbänden und Bürgergenossenschaften. Vom 6. bis 7. Februar widmeten sie sich der zentralen Frage: Wie kann die Energiewende und der Weg zur Klimaneutralität in unseren Kommunen erfolgreich gestaltet werden?

Diese komplexe Frage ließ sich auch bei der Fachtagung in Freiburg im Breisgau nicht mit einer einzigen Lösung beantworten, denn jede Kommune bringt ihre eigene Ausgangslage mit. Die Infrastrukturen und Partner vor Ort sind vielfältig und variieren je nach Region und Bundesland. Jedoch lieferte der Kongress mit rund 40 Impulsvorträgen, Workshops und Podiumsdiskussionen wertvolles Wissen zu Wegen, Methoden und konkreten Beispielen. Selbst aus Schweden, Zypern, Frankreich und Luxemburg kamen interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Gerade für die Gastgeber-Kommune Freiburg im Breisgau sei 2024 das Spitzenjahr für erneuerbare Energie gewesen, so Markus Elsässer von der Solar Promotion GmbH, die den Kongress mitveranstaltet hatte. Allein 600 Gigawatt Photovoltaik wurden letztes Jahr in der Region Freiburg installiert, ein Jahr vorher wurde ein Solar-Radweg an der Messe eröffnet. Dr. Martin Haag, Baubürgermeister der Stadt Freiburg, berichtete über weitere Projekte in seiner Kommune, die innerhalb der 4-Millionen-Euro-Förderung anlässlich des Landeswettbewerbs „Auf dem Weg zur Klimaneutralität“ geplant wurden: ein Hof für Ernährung und Agrikultur, die Förderung des Holzbaus, der regionale Windkraftausbau und ein Pilotprojekt für gebäudeseitige Temperaturabsenkung.

Beim Grundproblem, dass Wärme- und Energiewende mit riesigen Investitionen verbunden ist, waren sich alle Teilnehmenden des Kongresses einig: Die Kommunen spielen hier eine Schlüsselrolle. Nicht nur mit großen, sondern auch mit kleineren Maßnahmen können Gemeinden und Städte zu einem besseren Klima, zur Einsparung von Strom- und Heizkosten und gleichzeitig zum beitragen. Hier zeigte Louisa Freytag, Klimaschutzmanagerin der Stadt Rheinfelden, wie das mit Dachbegrünung, Heckenpflanzung oder mit dem Konzept einer Pop-up Stadtoase auch niedrigschwellig hin zu einer klimaangepassten Stadtentwicklung gelingen kann.

„Klimaschutz und Wirtschaftskraft gehören zusammen“

Was auf dem Kongress in Freiburg in vielen Vorträgen und Diskussionen als eine Art Umdenken hervorging, beschreibt die Beigeordnete Dr. Christine Wilcken, Leiterin des Dezernats Klima, Umwelt, Wirtschaft, Brand- und Katastrophenschutz, sehr treffend im aktuellen Verbandsmagazin des Deutschen Städtetags „Städtetag aktuell“:

„Ohne ist alles nichts. Der Klimawandel bedroht die Lebensqualität der Menschen und unsere Zukunft. Zugleich müssen wir Debatten ernst nehmen, ob es nicht besser sei, den Klimaschutz mal ein bisschen an die Seite zu schieben und unsere Wirtschaft wieder anzukurbeln. Richtig ist, wir müssen rasch Maßnahmen ergreifen, um aus der Rezession zu kommen. Das heißt etwa, Energiekosten zu senken oder schneller zu planen und zu genehmigen für eine gute Infrastruktur. Das kann aber nicht heißen, gleich alle Umweltstandards über Bord zu werfen. Klimaneutralität und Wirtschaftskraft gehören zusammen.“

Praktische Ansätze für die Energiewende

Der diesjährige Freiburger Kongress stellte vor allem die praktische Umsetzung und Beschleunigung der Energie- und Mobilitätswende in den Fokus. Ein Lösungsbaustein könnte beispielsweise die serielle Sanierung von Gebäuden sein, die Sophia Oberhuber von Energiesprong Deutschland vorstellte. Die derzeit sehr schwache konventionelle Sanierungsrate von nur 0,7 % aufgrund zu hoher Kosten könnte durch das serielle Vorgehen gesteigert und die Produktivität im Baugewerbe verdoppelt werden. Geeignete Gebäude gäbe es in allen Marktsegmenten, ob Mehrfamilienhäuser, Nichtwohngebäude oder Einfamilienhäuser. Die Sanierungen aus Erlangen oder das Landratsamt Dillingen seien Erfolgsgeschichten, die als mögliche Chance die Kommunen überzeugen könnten.

Eine bedarfsgerechte Planung für jede Kommune statt einer Einheitslösung empfiehlt Tobias Wolfrum, Geschäftsführer der Stadtwerke Jena GmbH, der beispielhaft von der und bedarfsgerechten Versorgung im Gebäudebestand von Jena Lobeda mit lückenloser Sektorenkopplung Erfolge berichtet. In dem Quartier Jena Lobeda mit 6.669 Wohnungen wurde dank dieser Maßnahmen bereits der Energieverbrauch der Raumheizung um 31,9 % gesenkt. Zusätzlich seien bereits 56 % der Haushalte jetzt schon am grünen -Netz angeschlossen. 

Synergien von Klimaanpassungs- und Klimaschutzmaßnahmen

Klimafolgenanpassung ist für viele Kommunen das Thema der Stunde und stand deshalb auch im Fokus der Kongressbeiträge in Freiburg. Stefanie Lorenz, Geschäftsführerin von Klima Plus, beschrieb in ihrem Beitrag eindrucksvoll die zahlreichen Synergien, die sich ergeben, wenn Kommunen Klimaschutz und zusammen denken. Bei der energetischen Gebäudesanierung investiere man nicht nur in alternative Energieformen, sondern gleichzeitig sei Dämmung gut gegen Hitze und Kälte. Bei der sei die Idee der Stadt der kurzen Wege auch verbunden mit dem nachhaltigen Umbau des öffentlichen Verkehrs. Der Ausbau von Solarenergie sollte parallel mit einer Dachbegrünung einhergehen, denn dies bringe eine effektivere Arbeit der PV-Anlage, die Dachhaut halte länger, die Artenvielfalt sei geschützt und die Hitzebelastung gesenkt.

Daniela Dietsche von der Bodensee-Stiftung plädierte ebenfalls für naturbasierte Lösungen in Städten und Gemeinden, denn „biologische Vielfalt und Klimawandel sind eng miteinander verflochten, und unser gebautes und gestaltetes Lebensumfeld ist besonders vom Klimawandel betroffen. Biodiversität ist die Lösung: Ökologisch hochwertiges Grün ist widerstands- und zukunftsfähig!“. Wichtige kommunale Themen seien die klimaresiliente Gestaltung von Siedlungs- und Verkehrsflächen, Verminderung von Lärmemissionen, Schaffung von Biotopen und .

Gerade das Thema Hochwassermanagement bewegt viele Städte und Gemeinden, die noch zu wenig Vorsorge betrieben haben. Hier gibt es auf dem Markt bereits digitale Praxislösungen, die wie beispielhaft im Landkreis Goslar angeschafft wurden, nachdem 2017 die Altstadt überflutet und die Kommune den entstandenen Schaden mit zehn Millionen Euro beziffert hatte. Vom Aufbau eines IoT-basierten Hochwassermanagementsystems und flankierenden Maßnahmen berichtete Simon Giutronich von REMONDIS Aqua. In Goslar am Harz unterstützt die Datenermittlung in der komplexen Stadtentwässerung die Steuerung des Entwässerungssystems. Im Extremfall könnten hier sogar die Kapazitäten der Regenrückhaltebecken für bis zu drei Tage im Voraus optimiert werden. So ermitteln diese neuen Hochwassermanagementsysteme auch in anderen Kommunen Pegelstände an Flüssen, Kanälen und in Regenrückhaltebecken in Echtzeit, erkennen kritische Zustände schnell und zuverlässig, stellen die Steuerung der verbundenen Wasseranlagen entsprechend darauf ein und tragen so erheblich zur Prävention und zum Einleiten von Schutzmaßnahmen bei.

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